Das Rätsel MH370 bleibt
Bericht zum Absturz der malaysischen Boeing lässt Raum für Spekulationen
Kuala Lumpur. Man bringt seine Mutter zum Flughafen, setzt sie ins Flugzeug und hört nie wieder von ihr. Nicht einmal, dass man wüsste, ob das Flugzeug mit ihr abgestürzt ist. So erging es Rechtsanwältin Grace Nathan. Ihre Mutter Anne Daisy war eine von 227 Passagieren und 12 Besatzungsmitgliedern, die am 8. März 2014 mit dem Flug Malaysia Airlines 370 von Kuala Lumpur nach Peking wollten. Auch nach bald viereinhalb Jahren fehlt von ihr und allen anderen immer noch jede Spur.
Inzwischen nennt man den Flug MH370 das »größte Rätsel der Luftfahrtgeschichte«. Abgesehen von unzähligen Schlagzeilen sind schon mehr als 30 Bücher darüber erschienen. Viel schlauer wird man durch all die Lektüre nicht. Deshalb war die Hoffnung der Angehörigen auf den angekündigten Abschlussbericht, der am Montag in Kuala Lumpur vorgestellt wurde, nicht groß. Klar, dass es nicht plötzlich einen konkreten Hinweis darauf geben würde, wo die Maschine liegt - vermutlich irgendwo im südlichen Indischen Ozean. Aber zumindest hatten sie Auskunft erhofft, warum die Boeing verschwand. Der entscheidende Satz findet sich auf Seite 443: »Das Team ist nicht in der Lage, den Grund für das Verschwinden von MH370 zu bestimmen.« Damit darf weiter spekuliert werden. Die Theorien reichen von Treibstoffmangel über eine Entführung oder einen Abschuss durch Militärs bis hin zu einem Suizid des Piloten. Zu den wenigen halbwegs sicheren Feststellungen gehört, dass der Kurs per Hand geändert wurde und nicht über den Autopiloten. Ob vom Piloten, vom Copiloten oder jemandem anderen, sagte Chef-Ermittler Kok Soo Chon nicht.
Auf Grund der 27 Wrackteile, die an verschiedenen Küsten angespült wurden, vermuten die Experten, dass die Maschine auseinanderbrach. Ob noch in der Luft oder beim Aufprall auf dem Wasser, ließen sie offen. Eine Wasserlandung würde bedeuten, dass der Pilot die Maschine nach vielen Stunden Flug einigermaßen kontrolliert nach unten gebracht hätte.
Enttäuscht kamen betroffene Familien aus ihrer Vorabunterrichtung durch die Ermittler. Rechtsanwältin Nathan, Sprecherin der Angehörigenorganisation Voice 370, sagte: »Die Antworten gehen nicht genug in die Tiefe. Es gibt keine angemessene Antwort auf einige relevante Fragen.« Aus Sicht von Voice 370 darf der Bericht keinesfalls bedeuten, dass die Suche endgültig eingestellt wird. »Das kann erst vorbei sein, wenn MH370 gefunden ist. Deshalb kann das noch kein Abschlussbericht sein.« Wenigstens in dem Punkt hatten die Angehörigen Erfolg. Die Ermittler verzichteten auf den Begriff. Über dem 450-Seiten-Report steht nun »Sicherheitsermittlungsbericht«. dpa/nd
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