• Politik
  • Frauenrechte in Saudi-Arabien

Diplomatische Verwerfungen wegen Kritik

Die kanadische Außenministerin hatte die sofortige Freilassung mehrerer Aktivist*innen aus Saudi-Arabien gefordert

  • Lesedauer: 2 Min.

Riad. Nach Kritik an einer Festnahmewelle weist Saudi-Arabien den kanadischen Botschafter aus und ruft seinen eigenen Botschafter aus Kanada zurück. Die Geschäftsbeziehungen mit Ottawa würden eingefroren, teilte das saudiarabische Außenministerium in der Nacht zum Montag mit. Als Grund für das Vorgehen wurde eine »Einmischung« in die inneren Angelegenheiten Saudi-Arabiens genannt.

Kanada hatte sich in der vergangenen Woche »ernsthaft besorgt« über eine neue Welle von Festnahmen von Frauen- und Menschenrechtsaktivist*innen in Saudi-Arabien gezeigt. Im Kurzbotschaftendienst Twitter forderte das kanadische Außenministerium deren sofortige Freilassung.

Der Tweet der kanadischen Außenministerin hat zu Verstimmungen zwischen Kanada und Saudi-Arabien geführt.

»Das Königreich Saudi-Arabien wird eine Einmischung in seine inneren Angelegenheiten nicht akzeptieren«, teilte das saudiarabische Außenministerium nun selbst bei Twitter mit. Die kanadische Position sei »eine offenkundige und unverhohlene Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Königreichs Saudi-Arabien«. Die Formulierung »sofortige Freilassung« in der kanadischen Forderung sei »sehr unglücklich, verwerflich und inakzeptabel in Beziehungen zwischen Staaten«.

Der kanadische Botschafter werde zur »unerwünschten Person« erklärt. Er habe 24 Stunden Zeit, um das Land zu verlassen, teilte das Außenministerium in Riad mit. »Alle neuen Handels- und Investitionsgeschäfte mit Kanada« würden eingefroren, Saudi-Arabien behalte sich weitere Maßnahmen vor. Kanada äußerte sich zunächst nicht.

Zu den jüngst in Saudi-Arabien festgenommenen Aktivist*innen zählt auch Samar Badawi, die Schwester des wegen seiner liberalen Äußerungen inhaftierten Bloggers Raef Badawi. Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland hatte sich in der vergangenen Woche »alarmiert« über die Festnahme Samar Badawis gezeigt. Die Frau und Kinder von Raef Badawi leben seit 2013 in Kanada.

Ebenfalls festgenommen wurde die Aktivistin Nassima al-Sadah. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte von einer »beispiellosen Unterdrückung der Frauenrechtsbewegung durch die Regierung« gesprochen.

Wochen zuvor waren bereits mehr als ein dutzend Frauenrechtsaktivistinnen festgenommen worden. Einigen wurde vorgeworfen, die nationale Sicherheit zu untergraben und mit Staatsfeinden zusammenzuarbeiten. Einige der Aktivistinnen wurden seither wieder freigelassen.

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat seit seiner Ernennung im vergangenen Jahr ein Modernisierungsprogramm gestartet. Den religiösen Führern im Land sind die Reformen allerdings ein Dorn im Auge. Der Kronprinz setzt zugleich auf eine konfrontative Außenpolitik. nd/Agenturen

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -