Das Problem mit den Dollarkrediten
Europäische Banken vor allem aus dem Süden sind über Beteiligungen stark in der Türkei engagiert
Der Kursverfall der Türkischen Lira könnte für Spanien und vor allem für die spanische Großbank BBVA zum Problem werden. Kein anderes europäisches Geldhaus ist nämlich dermaßen stark in der Türkei engagiert. Wegen niedriger Zinsen in der EU hat sie das Risiko ausgeweitet und ihre Beteiligung am zweitgrößten türkischen Kreditinstitut, der Garanti Bank, im Laufe der letzten Jahre auf fast 50 Prozent erhöht. Sie soll mit Krediten von etwa 63 Milliarden Euro exponiert sein. Zuletzt entfielen etwa 20 Prozent des BBVA-Geschäfts und 15 Prozent des Gewinns auf das Krisenland.
Die Überschüsse der spanischen Großbank gingen im ersten Quartal aber wegen des Wechselkursdrucks auf die Lira schon um zwölf Prozent zurück und brechen angesichts des Kursverfalls nun weiter ein. Entsprechend stark purzelt auch der BBVA-Aktienkurs an den Börsen. Allein in der vergangenen Woche ging er um etwa zehn Prozent in die Knie. Am Montag brachen die Aktien erneut vier Prozent ein, stabilisierten sich am Dienstag aber, nachdem die türkische Zentralbank Stabilisierungsmaßnahmen angekündigt hatte.
Auch andere europäische Großbanken sind betroffen. Die Europäische Zentralbank beobachtet neben der BBVA auch die Entwicklung bei der italienischen Unicredit und der französischen BNP Paribas. Unicredit ist mit 41 Prozent an Yapi Kredi, der viertgrößten Geschäftsbank der Türkei, beteiligt. Für die Mailänder kommt die Krise zur Unzeit, denn sie haben noch immer mit den vielen faulen Krediten zu Hause zu kämpfen. Zuletzt konnte Unicredit deren Umfang verringern und verbuchte im vergangenen Jahr wieder einen Gewinn in Höhe von 5,5 Milliarden Euro, nachdem sie 2016 noch einen mehr als doppelt so hohen Verlust bilanzierte. Analysten halten Yapi Kredi für eine der schwächsten türkischen Großbanken. Experten fragen sich schon, ob Unicredit ihre 2,5 Milliarden Euro, die sie in der Yapi Kredi stecken hat, abschreiben muss. Noch deutlich stärker engagiert ist zwar die französische BNP Paribas, die mit 72,5 Prozent an türkischen Privatbank TEB beteiligt ist. Allerdings ist der Anteil des Türkei-Geschäfts kleiner und die Bank gilt als stabiler.
Stark exponiert sind auch noch die niederländische ING und die britische HSBC. Die Forderungen deutscher Banken sollen sich auf etwa 21 Milliarden Euro belaufen, was im Verhältnis zu ihrem gesamten Auslandsgeschäft im Umfang von 1,8 Billionen relativ unbedeutend ist. Die Frage ist aber, welche Dominoeffekte für andere Länder eine Bankenkrise in Türkei hätte - dann könnten auch deutsche Banken Probleme bekommen.
Direkt sind die spanischen Banken, die mehr als 83 Milliarden Euro in der Türkei investiert haben, am stärksten betroffen. Auch ihr Problem ist, dass vor Ort die Kredite oft in Fremdwährungen wie Dollar und Euro vergeben wurden. Dass soll etwa 40 Prozent betreffen. Türkische Banken hätten 148 Milliarden an Dollarkrediten und weitere Forderungen über 110 Milliarden in Euro in ihren Büchern. Damit winken den Geldhäusern auf Basis der abwertenden Lira eigentlich gute Gewinne, nur wird es für viele türkische Firmen und Verbraucher angesichts des Verfalls schwieriger oder unmöglich, ihre Kredite in Auslandswährung zu bedienen. Die Kredite werden faul und könnten die Banken in Gefahr bringen.
Spanien ist aber nicht nur über seine Banken stark betroffen, sondern die Türkei ist auch ein wichtiger Handelspartner. Außerhalb der EU ist die die Türkei der viertgrößte Markt für spanische Produkte. Im vergangenen Jahr sind die Exporte um zehn Prozent auf fast sechs Milliarden Euro gestiegen - wegen des Wechselkurses werden spanische Waren für viele Türken nun aber unerschwinglich.
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