Dreyer gegen Streichung von Hartz-IV-Sanktionen

Stellvertretende SPD-Vorsitzende will »gute und individuelle Maßnahmen« für junge Arbeitslose zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt anbieten

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Malu Dreyer hat sich gegen den Vorstoß von Parteichefin Andrea Nahles zu Korrekturen an den Arbeitsmarktreformen von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gestellt. »Bei jüngeren Hartz-IV-Empfängern grundsätzlich ganz auf Sanktionen zu verzichten, halte ich für zu kurz gesprungen«, erklärte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch die Union lehnt den Vorschlag von Nahles ab.

Dreyer sagte dazu, viel wichtiger als ein Verzicht auf Sanktionen sei es, »gute und individuelle Maßnahmen anzubieten«, wie dies in ihrem Bundesland geschehe. Jüngere Arbeitslose mit schärferen Sanktionen zu belegen als ältere, wie dies bisher möglich ist, lehnte Dreyer allerdings ebenfalls ab. Das verstoße gegen das Prinzip der Gleichbehandlung.

Nahles hatte sich am Wochenende für Korrekturen an den Hartz-IV-Reformen ausgesprochen. Sie forderte die Abschaffung von Sanktionen für jüngere Betroffene und eine Ausweitung des Schutzes durch die Arbeitslosenversicherung. Sanktionen werden etwa verhängt, wenn Leistungsempfänger Termine nicht wahrnehmen oder anderen Pflichten nicht nachkommen.

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte nach Beratungen von Parteipräsidium und -vorstand zu dem Vorstoß von Nahles: »Dieser Punkt ist ganz klar abgelehnt worden.« Es gebe Erfahrungen, »dass wir insbesondere bei den Jüngeren eine Chance haben und diese Chance auch nützen müssen, sie gar nicht erst in einem Hartz-IV-Verhältnis sich verfestigen zu lassen«, begründete sie den Standpunkt ihrer Partei.

Grundsätzlich gelte aber für alle Hartz-IV-Betroffene, dass es richtig sei, »dass wir entsprechende Mitwirkungsdinge einfordern«. Daher sollten »diese Regelungen, wie wir sie haben, auch entsprechend weiter durchgesetzt werden«, so Kramp-Karrenbauer. Der CDU-Wirtschaftsrat sprach sich ebenfalls dafür aus, an den schärferen Sanktionen für jüngere Hartz-IV-Empfänger festzuhalten

Linken-Fraktionsvize Jan Korte bekräftigte dagegen die Forderung seiner Partei nach vollständiger Abschaffung aller Hartz-IV-Sanktionen. »Wer Menschen das Existenzminimum kürzt, stößt sie in die Armut und aus der Gesellschaft«, erklärte Korte. »Statt auf Arbeitszwang, Demütigung und Drohungen zu setzen, sollten Union und SPD für gute Arbeit sorgen und dafür, dass diejenigen, die arbeiten wollen, auch Arbeit finden.« AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.