Emus überrennen Stadt
Jahrhundertdürre in New South Wales
Emus flanieren an der Hauptstraße von Broken Hill entlang. Sie stoppen in Vorgärten und picken im Park um das lokale Kriegerdenkmal herum. Überall, wo es frisches Gras und Wasser gibt, tummeln sich die bis zu zwei Meter großen, flugunfähigen Vögel.
1100 Kilometer von Sydney entfernt ist Broken Hill einer der Bergbauorte, die das typische Outback Australiens so gut verkörpern, dass selbst Hollywood regelmäßig anklopft, um den Ort als Filmkulisse zu buchen. Derzeit haben auch Scharen von Emus die Stadt zu ihrem Lieblingsort erklärt. Sie sind auf der Suche nach frischem, grünen Gras, das sich im Umland der Stadt nur noch schwer finden lässt. Denn der Ort ist in einer der Regionen Australiens, die seit Monaten unter extremer Trockenheit leiden - im Bundesstaat New South Wales, der offiziell zu 100 Prozent betroffen ist.
Medien sprachen bereits von der »schlimmsten Dürre des Jahrhunderts«. Vorige Woche sind trotz der Wintermonate erste Buschfeuer ausgebrochen - für die Jahreszeit extrem ungewöhnlich. Premier Malcolm Turnbull hat für Landwirte, die Ernteausfälle hinnehmen und bei der Viehhaltung zufüttern müssen, finanzielle Hilfspakete verkündet.
Wie groß die Not der Emus ist, machte Mark Hutton von der Darling River Action Group bereits im Juli deutlich, als er berichtete, dass er bei einem Spaziergang am Menindee See nahe Broken Hill alle 20 Meter einen toten Emu am Ufer gesehen habe. »Sie können Wasser bekommen, aber es gibt einfach kein Futter«, sagte er. »Wir sind es gewohnt, sieben von zehn Jahren Trockenheit zu haben, aber dieses Jahr ist sehr schlimm.« Sie hätten das ganze Jahr über praktisch keinen Regen gehabt. Es gebe Hunderte toter Emus, Pelikane und andere Vögel. Das sei schrecklich anzusehen.
Die überlebenden Emus drängen in ihrer Not in bewohnte Gegenden und dringen in die Vorgärten der Bürger und auf Fußballfelder in Broken Hill ein, um ihren Hunger zu stillen. Der Laufvogel, der wie das Känguru auf dem australischen Wappen abgebildet ist, kann allein aufgrund seiner Größe gefährlich sein. Mehrere der stattlichen Vögel waren bereits in Verkehrsunfälle verwickelt. Einige Social-Media-Nutzer erinnerte die Situation bereits an den »großen Emu-Krieg« der 1930er Jahre. Damals zerstörten Scharen von Emus ganze Ernten und wurden in einer Militäraktion gejagt. Die Aktion gilt jedoch als Fehlschlag, da den Laufvögeln nicht so leicht beizukommen war.
Broken Hill wird wohl nicht in einen erneuten Emu-Krieg ziehen und sich eher mit der Invasion abfinden, ähnlich wie dies die Hauptstadt Canberra mit seinen Kängurus tut. Denn auch dort hat die anhaltende Dürre eine Tierinvasion ausgelöst. Tausende der hüpfenden Beuteltiere haben die Stadt heimgesucht. Medien sprachen bereits von einer »Hoppocalypse«.
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