Biomüll - Treibstoff- und Kompostlieferant

  • Rainer Bratfisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Trotz anderweitiger Bundesvorschrift sind in Berlins Innenstadt nur rund 80 Prozent der Haushalte an das Biomüll-Sammelsystem angeschlossen. Am Stadtrand sind es nicht einmal 25 Prozent. Ab April 2019 wird die Biotonne aber flächendeckend und verbindlich in Berlin eingeführt werden.

Die Hälfte für die Tonne?
Elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen - pro Familie im Wert von rund 1000 Euro. Vom gekauften Obst und Gemüse landen 44 Prozent im Abfall. Bei Backwaren sind es 15 Prozent, bei Milchprodukten acht Prozent.

Eine bessere Planung der Einkäufe schont das Portemonnaie und verringert die Menge des organischen Abfalls.

Zu beachten: Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt lediglich an, bis wann das ungeöffnete Lebensmittel seine spezifischen Eigenschaften mindestens behält - es ist nicht identisch mit dem Verfalls- oder Ablaufdatum.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bietet mit der kostenfreien App beziehungsweise der Homepage »Zu gut für die Tonne« Tipps zur besseren Nutzung von Lebensmitteln.

Die Verbraucherzentralen fordern, dass Supermärkte unverkaufte Lebensmittel nicht mehr wegwerfen dürfen, sondern den Tafeln spenden.

Und: Noch immer werden viele Lebensmittel in zu großen Packungen angeboten. rb

Während 102 Kilogramm der organischen Abfälle im Hausmüll landen, werden pro Kopf und Jahr 19,5 Kilogramm in Berliner Biotonnen entsorgt. Deutschlandweit sind es immerhin 59 Kilogramm.

In die Tonne mit dem braunen Deckel gehören vor allem Obst- und Gemüsereste, Essensreste, alte Lebensmittel, Kaffeesatz, Kaffeefilter, Tee, Teebeutel, Eierschalen, Küchenpapier, Blumen und Topfpflanzen. Auch Grün- und Strauchschnitt und Laub in kleineren Mengen können hier entsorgt werden, größere Mengen nehmen die Recyclinghöfe der BSR entgegen.

Nicht in die Biotonne gehören Verpackungen, Folien, Tüten, Hygieneartikel, Windeln, Staubsaugerbeutel, Katzen- und Kleintierstreu, Holz, Asche, Erde, Sand und Steine. Immer wieder wird der gesammelte Biomüll zusammen mit dem Plastikbeutel entsorgt. Häufen sich solche Fehlwürfe, kann der Entsorger die Leerung der Tonnen verweigern.

Die Kosten der Biotonne - im Quartal je nach Volumen (60, 120 und 240 Liter) 13,01 bis 15,17 Euro bei vierzehntäglicher Leerung - legt der Vermieter auf die Mieter um.

Hin und wieder gibt es Mieterbeschwerden über eine Geruchsbelästigung durch die Tonnen. Die BSR empfiehlt: Die Biotonne mit Zeitungspapier auslegen, feuchtes Biogut in Zeitungspapier wickeln und die Tonne möglichst an einem schattigen Platz aufstellen.

Problematisch ist noch immer das Sammeln der Abfälle im Haushalt. Komposteimer mit Deckel kosten je nach Hersteller zwischen 18 und 24 Euro, aber auch die preiswerteren Windeleimer sind geeignet. Die BSR bietet einen durchlüfteten Vorsortierbehälter als Starterset mit 26 abbaubaren Beuteln aus Maisstärke für 5,30 Euro an. Eine Rolle mit 26 Beuteln kostet 1,93 Euro. Der volle Beutel kann dann in die Biotonne.

In der Biogasanlage der Berliner Stadtreinigung werden zur Zeit jährlich circa 60 000 Tonnen Biomüll zu klimaneutralem Biogas vergärt. Damit können 2,5 Millionen Liter Diesel pro Jahr eingespart werden. Mit dem Biogas fahren rund 150 Müllfahrzeuge - die Hälfte der BSR-Flotte.

Insgesamt werden durch die Aufbereitung des Bioabfalls jährlich mehr als 9000 Tonnen CO2 eingespart. Aber die Kapazität der Anlage reicht nicht mehr aus - spätestens 2019 wird eine zweite Anlage erforderlich sein. Die bei der Vergärung anfallenden Reste dienen in der Landwirtschaft als Kompost und Dünger.

Im Teil 1 des nd-ratgebers vom 15. August 2018 ging es um Müll und Mülltrennung.

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