Ein ostdeutsches Leben
Andreas Dresens Film »Gundermann« erzählt DDR-Geschichte ohne Rechthaberei
Berlin. Gerhard Gundermanns Leben könnte einem Drehbuch entsprungen sein: Revolutionär und Querulant; Baggerfahrer, Dichter und Sänger; SED-Mitglied mit großer Klappe; IM der Staatssicherheit und Beobachtungsobjekt; Ostdeutscher mit bewegter Vor- und Nachwendebiografie.
Nun, gut 20 Jahre nach Gundermanns frühem Tod, wurde dieses Leben zum Drehbuch - und zum Film. An diesem Donnerstag kommt der Film »Gundermann« von Regisseur Andreas Dresen in die Kinos. Dresen, der mit Filmen wie »Nachtgestalten«, »Halbe Treppe«, »Halt auf freier Strecke« und »Sommer vorm Balkon« längst zur ersten Reihe der deutschen Kinokunst gehört, hat sich des Themas Gundermann angenommen. Es war ein Langzeitprojekt: Seit zehn Jahren habe er daran gearbeitet, aber immer sei ihm gesagt worden: »Den kennt im Westen keiner.«
Das ändert sich. Längst gilt Gerhard Gundermann als Poet von Rang, der das Lebensgefühl einer ganzen Generation Ostdeutscher nach der deutschen Vereinigung formulierte. Das Erstaunliche dabei: Seine Lieder sind unvergessen, sie wurden zu wahren Volksliedern und sind auf dem besten Wege, gesamtdeutsches Kulturgut zu werden. Sie werden bis heute gesungen und weitergetragen, in Ost und - mittlerweile auch - West.
Alexander Scheer spielt diesen sensiblen Berserker verblüffend nah am Original, ganz hingegeben seinen Überzeugungen, seiner Kunst, seiner Zerrissenheit. »Gundermann«, schreibt nd-Rezensent Gunnar Decker, sei Dresens vielleicht wichtigster Film. Weil er etwas schafft, was auch nach fast drei Jahrzehnten deutscher Einheit keine Selbstverständlichkeit ist: »Er erklärt die DDR-Geschichte auf eine Weise, die zur Selbsterkenntnis von Ost und West gleichermaßen führen könnte - jenseits aller Rechthaberei.« nd Seite 3
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