Langsam werden Titel Pflicht

Die Füchse Berlin gehen mit ihrem bislang teuersten Kader in die Handballsaison. Das ist ein finanzielles Risiko, lässt aber auch neue Träume zu

  • Christoph Stukenbrock
  • Lesedauer: 2 Min.

Bob Hanning ist angriffslustig, die Lust auf die neue Handballsaison quillt beim Manager der Füchse Berlin aus jeder Pore. »Wir haben richtig Lust auf die Saison«, sagt er. »Wir wollen das tolle letzte Jahr nach unten verteidigen und nun nach oben angreifen.« Nach Platz drei zuletzt bläst der Hauptstadtklub ungeachtet der schwierigen Ausgangslage also zur Attacke. Die prominenten Abgänge? Kein Problem. Das dicke Minus in der Kasse? Zusätzliche Motivation.

»Wenn wir unsere junge Mannschaft in den Flow bekommen, werden wir viel Spaß haben«, sagt Hanning vor dem Bundesligaauftakt an diesem Donnerstag in Göppingen. Während Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt, Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen und Rekordmeister THW Kiel noch pausieren, starten die Berliner als erster Klub der großen Vier bereits in die neue Spielzeit.

Der laut Hanning »teuerste Füchse-Kader aller Zeiten« (Etat 6,5 Millionen Euro) weckt Begehrlichkeiten. Auch von außen wächst die Erwartungshaltung. »Wenn man so eine Mannschaft hat, muss irgendwann die Meisterschaft das Ziel sein«, sagt Handballikone Heiner Brand. Das Potenzial sei vorhanden. »Ich schätze sie nicht wesentlich schwächer ein als die anderen drei Teams«, so Brand. Der Ex-Bundestrainer und frühere Berliner Coach Dagur Sigurdsson sprach kürzlich ebenfalls schon vom Titel.

»Das ist für uns keine Bürde, sondern eine Anerkennung unserer Arbeit«, antwortet Hanning. Die prominenten Abgänge des Berliner Rekordspielers Petr Stochl im Tor und von Nationalspieler Steffen Fäth wurden durch die Verpflichtungen des hoch veranlagten Torhüters Malte Semisch sowie der Rückraumspieler Wael Jallouz und Jacob Holm abgefedert. Kreisläufer Mijajlo Marsenic von Vardar Skopje soll für Angriff und Abwehr eine Verstärkung sein.

Die Berichte über eine Etatlücke von 500 000 Euro lassen Hanning kalt. »Wir haben die Schlagzeilen amüsiert zur Kenntnis genommen. Wir bewegen uns in wirtschaftlich völlig vernünftigen Umständen«, behauptet der Manager, der in seine 14. Saison als Boss der Berliner geht. Man werde alle Gehälter bis zum Saisonende zahlen, versichert er. Die Existenz des Klubs sei »nicht im Ansatz gefährdet«.

Hanning erhöhte aber gleichzeitig den Druck auf die Mannschaft, denn die 200 000 US-Dollar Prämie für den Finaleinzug bei der Klub-WM im Oktober oder gar 400 000 Euro für den Titel wären sicher hilfreich: »Wir haben dem Trainer eine starke Mannschaft zur Seite gestellt. Sie muss nun schauen, dass sie den Erwartungen gerecht wird.« SID/nd

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