Mathematik in der Politik

Uwe Kalbe über den Rentenstreit in der Großen Koalition

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Eigentlich würde die Politik den Alten liebend gern mehr Rente zukommen lassen. Eigentlich würde sie den Jungen noch viel lieber weniger Beiträge abknöpfen. Doch angeblich geht beides nicht gleichzeitig. Und so sitzt auch die Groko wie gelähmt vor dieser Rechenaufgabe, und der politische Streit, der daraus entstanden ist, erweckt den Eindruck, den Beteiligten gehe es um die korrekte Mathematik. Alle haben sich daran gewöhnt, dass der Status quo unveränderlich sei. Der Rentenstatus wie der politische. Doch beides trifft nicht zu. Es stimmt nicht einmal, dass die Rente einen Generationenkonflikt birgt, der jederzeit auszubrechen droht, wenn man den Rentnern einen angemessenen Lebensabend finanziert.

Wenn die Demografie zur Ungleichung wird, muss neu gerechnet werden. Zu den Rentenbeiträgen der beitragszahlenden Jungen müssen künftig die Rentenbeiträge der Reichen, der Beamten, der Politiker kommen, um die Rentenkassen zu füllen. Und auch Steuergelder sind nicht zu schade dafür, sie für soziale Kernaufgaben einzusetzen. Das ist im Gegenteil ihr Hauptzweck. Die SPD hat Recht, wenn sie jetzt eine Renten-Langzeitgarantie schaffen will. Dass ihr dies so plötzlich in den Sinn kommt, macht freilich stutzig. Hier scheinen Umfragezahlen mehr zu zählen als Rentenwerte. Sonst würde die SPD endlich alle Faktoren einbeziehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.