Bolzen statt Botanik
Erster »Safe-Hub« Deutschlands entsteht in Wedding / Gemeinschaftsgarten »Himmelbeet« muss weichen
Nun ist es amtlich: Die urbanen Gärtner*innen vom »Himmelbeet« müssen umpflanzen. Die Tinte auf dem Vertrag zwischen Bezirk Mitte und Stiftung sei trocken, sagte Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) bei der Vorstellung der geplanten Neubebauung auf dem Grundstück in der Antonstraße Ecke Ruheplatzstraße am Dienstag in Wedding. Ab Oktober kommenden Jahres soll dann auf dem Areal des bisherigen Gemeinschaftsgartens »Himmelbeet« ein sogenanntes Safe-Hub entstehen. Damit ist so etwas wie ein sozialer Knotenpunkt gemeint, der für die jungen Menschen als sicherer Ort dient. Deutschlandweit wäre es der erste dieser Art, so Spallek. Auf dem 4 100 Quadratmeter großen Grundstück neben dem Leopoldplatz sollen dann drei Fußballfelder sowie ein multifunktionales Sportzentrum hochgezogen werden.
Der Betreiber, die private Stiftung Amandla gGmbH, will hier nach eigenen Angaben »innovative Sport-Bildungsprogramme« für Kinder und Jugendliche aus finanzschwachen und bildungsfernen Milieus umsetzen. »Ein Schwerpunkt wird die Vermittlung von Sozialkompetenzen und arbeitsmarktrelevanten Fähigkeiten sein«, sagt Amandla-Projektmanager Ole Brandmeyer. Gemeinsam mit Initiativen aus dem Kiez sollen die sechs- bis 18-Jährigen künftig über Sportangebote an zusätzliche Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Beratungsangebote heran geführt werden. Daneben soll das Areal wöchentlich für 15 Stunden von Schulklassen aus der Umgebung genutzt werden. Auch Sportvereine könnten künftig hier trainieren, verspricht Brandmeyer.
In den kommenden neun Monaten will man die Baugenehmigung einholen. Projektmanager und Bezirksstadtrat geben sich optimistisch. »Wenn alles gut geht, können wir ab Oktober kommenden Jahres anfangen zu bauen«, so Brandmeyer. Ende 2021 soll die Anlage fertig sein.
Bis Baubeginn gebe man den Hobbygärtner*innen noch Zeit, ihre Ernte einzufahren und ein angemessenes Ersatzareal zu finden. »Uns ist natürlich sehr daran gelegen, wenn Himmelbeet etwas in räumlicher Nähe zu unserem Projekt findet«, so Brandmeyer. Inhaltlich und programmatisch könne man sich eine Kooperation vorstellen.
Auch eine Sprecherin von Himmelbeet schließt eine Kooperation mit dem sozialen Projekt nicht aus: »Wir haben uns immer kooperativ gezeigt. Unser Konflikt besteht nicht mit Amandla, sondern mit dem Bezirk, weil dort nicht klar ist, wer für ein solches Projekt zuständig ist.« Das führe zu absurden Verdrängungsprozessen, so dass ein soziales Projekt durch ein anderes verdrängt werde, erklärte die Sprecherin.
Vier Millionen Euro soll das Projekt nach derzeitigem Stand kosten und aus privater Hand finanziert werden. Für 30 Jahre wird das Gelände an die Amandla-Stiftung verpachtet. Nach Ablauf des Pachtvertrages soll die darauf errichtete Infrastruktur im nahezu Neuzustand an den Bezirk zurückgegeben werden.
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