Fraktionsräume von »Pro Chemnitz« durchsucht

Weitere Polizeirazzien wegen des veröffentlichten Haftbefehls in Wohnungen und einer Kanzlei in Chemnitz sowie in Bremen

  • Lesedauer: 2 Min.

Chemnitz. Wegen der Veröffentlichung eines Haftbefehls im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt in Chemnitz haben die Ermittler Fraktionsräume der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz im Rathaus durchsucht. Durchsuchungen gab es außerdem in einer Anwaltskanzlei und in drei Wohnungen in der sächsischen Stadt, wie die Staatsanwaltschaft Dresden am Montag mitteilte.

Am Abend des 28. August war auf einer Facebook-Seite ein Foto des Haftbefehls eines der Beschuldigten im Fall der Messerattacke aufgetaucht. Neben Pro Chemnitz verbreiteten auch Abgeordnete der AfD und einer rechten Gruppe in Bremen sowie Pegida-Mitgründer Lutz Bachmann das Dokument weiter. Darin werden unter anderem die Namen des Opfers sowie Details zu den mutmaßlichen Tätern und den Todesumständen genannt.

Das Ermittlunsverfahren richtet es sich gegen insgesamt drei Beschuldigte. Bei den Durchsuchungen am Montagmorgen seien diverse Speichermedien beschlagnahmt worden. Daniel Z., Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Dresden, hatte eingeräumt, den Haftbefehl veröffentlicht zu haben. Er wurde vom Dienst suspendiert. Gegen 13 weitere JVA-Bedienstete wird laut Justizministerium wegen möglicher Mitwisserschaft ermittelt.

Die Veröffentlichung eines Haftbefehls ist eine Straftat. In erster Linie dient das Verbot zum Schutz der Persönlichkeitsrechte von Opfern und Zeugen. Solange bei einem Verfahren die Ermittlungen laufen, gilt die Unschuldsvermutung.

Ob es sich bei der durchsuchten Kanzlei um jene des Pro-Chemnitz-Vorstands Martin Kohlmann handelte, gab die Staatsanwaltschaft nicht an. Pro Chemnitz sitzt mit drei Abgeordneten im Stadtrat. Durchsuchungen hatte es in diesem Zusammenhang zuvor auch schon in Bremen gegeben. Dort wurde wegen des veröffentlichten Haftbefehls bereits Ende August die Wohnung des Bürgerschaftsabgeordneten Jan Timke (Bürger in Wut) durchsucht.

Das Tötungsdelikt in Chemnitz folgten zahlreiche Demonstrationen rechter Gruppen sowie zahlreichen rassistische Ausschreitungen. nd/mit Agenturen

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.