Gläubiger Ökonom

Personalie

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist eine Entlassung, die auf bittere Weise die politische Realität in Pakistan widerspiegelt. Der international renommierte Atif Mian musste seinen Posten als Wirtschaftsberater der Regierung räumen, nachdem Islamisten wochenlang gegen ihn gewettert hatten. Mian, den der Internationale Währungsfonds zu den 25 wichtigsten Ökonomen zählt, die in Zukunft das Denken über Wirtschaft prägen werden, ist Mitglied der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde, die von konservativen Muslimen der Ketzerei bezichtigt wird.

Nach Mians Berufung entbrannte sofort ein Streit um dessen Glauben, die Muslimische Liga PML-N, die die Parlamentswahlen im Juli verloren hatte, schoss sich sofort auf ihn ein. Die islamische Verfassung Pakistans von 1974 exkommunizierte die Ahmadiyya-Gemeinde. 2017 gab es gewaltsame Ausschreitungen gegen eine Veränderung des Wahlrechts, das die Diskriminierung von Ahmadiyyas aufheben sollte, erst im August gab es einen Anschlag auf eine Moschee der Gemeinde in Faisalabad.

Dabei wollte der neue Premierminister Imran Khan mit seiner Wirtschaftspolitik trumpfen. Dass er Mian als Berater gewinnen konnte, sprach dafür. Mian, der die US-amerikanische sowie die pakistanische Staatsbürgerschaft besitzt, hat eine wissenschaftliche Bilderbuchkarriere an den Eliteuniversitäten der USA hingelegt: Studium und Promotion am Massachusetts Institute of Technology, danach Anstellungen in Chicago, Berkeley, zuletzt Princeton. Sein Buch »Das Schuldenhaus« von 2014, in dem er die verschuldeten Privathaushalte in Verantwortung für den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 2008 nahm, brachte ihm viel Beachtung, aber auch den Ruf, für eine neoliberale Wirtschaftspolitik zu stehen.

Für die Regierung ist die Entlassung Mians ein Rückschlag, viele Minister hatten sich für den Verbleib des Beraters ausgesprochen. Darüber hinaus zogen zwei Wirtschaftsberater Konsequenzen und traten wegen der Entlassung Mians zurück.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -