Österreich fordert Freilassung von inhaftiertem Journalisten

Student wegen Terrorvorwürfen in Ankara festgenommen / Reporter ohne Grenzen: Abweichende politische Meinungen sind keine Rechtfertigung für Festnahmen

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Österreich hat von der Türkei die sofortige Freilassung des in Ankara festgenommenen österreichischen Journalisten und Studenten Max Zirngast gefordert. »Die österreichische Regierung ruft die türkische Regierung auf, die Gründe für die Festnahme vorzulegen und umgehend den Journalisten freizulassen«, schrieb Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal am Dienstagabend im Kurzmitteilungsdienst Twitter.

Österreich stehe für die Gedanken- und Pressefreiheit, erklärte der Regierungssprecher. Zirngast erhalte konsularische Betreuung durch die österreichische Botschaft. Das linksradikale Magazin re:volt hatte am Dienstag gemeldet, dass sein Autor Zirngast am Morgen in Ankara unter Terrorvorwürfen festgenommen worden sei. Die linke US-Zeitschrift »Jacobin«, für die Zirngast ebenfalls tätig war, bestätigte diese Information.

Verhaftung ohne triftigen Grund
Joan Adalar vom re:volt magazine über die Verhaftung des Österreichers Max Zirngast in der Türkei

Demnach studierte Zirngast seit 2015 Politikwissenschaft an der Middle East Technical University in Ankara. Dort habe er sich im Wahlkampf der prokurdischen HDP engagiert und Seminare über Marx und Marxismus gegeben. Seine »politische Haltung« habe er niemals verheimlicht und sich aktiv im »Kampf für Demokratie und die Macht des Volkes« positioniert, erklärte »Jacobin« in einer Mitteilung unter der Überschrift »Free Max Zirngast«.

»Öffentlich vorgetragene Kritik an einem Regime darf kein Grund für politische Repression oder gar Haft sein. Die österreichische Bundesregierung ist aufgefordert, ihre Bemühungen um die Freilassung des Journalisten umgehend zu intensivieren«, kritisierte die Vorsitzende der österreichischen Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Barbara Teiber.

Die Verhaftung des Österreichers sei nicht der erste Fall von politischer Willkür der türkischen Regierung gegenüber Regimekritikern. »Wir beobachten schon seit Jahren massive Repression gegenüber JournalistInnen und Medien. Die Türkei entfernt sich damit immer mehr von Standards einer freien und demokratischen Gesellschaft«, warnte der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft in der GPA-djp, Eike Kullmann.

Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) forderte die Freilassung von Zirngast und erklärte, abweichende politische Meinungen seien keine Rechtfertigung für Festnahmen und Einschüchterung. Das International Press Institute (IPI) kritisierte auf Twitter, wieder werde »das türkische Anti-Terror-Gesetz missbraucht, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen«. Nach Angaben der Plattform für unabhängigen Journalismus P24 sitzen derzeit 185 Journalisten in der Türkei im Gefängnis. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!