Bremen versteigert Schrottautos
Im ersten Anlauf wurden 128 Wracks abgeschleppt
Gegen die »Verrohung der Sitten im öffentlichen Raum«, die Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) Anfang des Jahres öffentlich feststellte, ist nun erste Abhilfe geschaffen worden. Wobei die angeprangerte Sittenverrohung in diesem Fall nichts mit Bremens erschreckender Kriminalstatistik zu tun hatte. Gemeint war der wenig pflegliche Umgang mit dem öffentlichen Raum, insbesondere durch illegale Müllablagerungen und vor sich hin rostende Schrottautos.
Die illegale »Entsorgung« von kaputten Kraftfahrzeugen war nicht nur dem Innensenator schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. Nachdem das Bremer Ordnungsamt ans Werk ging, solche Autos abzuschleppen, kamen reichlich Hinweise aus der Bevölkerung zu weiteren Standorten störender Wagen. Zumeist weil sie den in der Stadt ohnehin äußerst knappen Parkraum blockierten.
Auch Gewerbetreibende und Akteure, die neues Gewerbe in Bremen ansiedeln wollen, sind schlecht zu sprechen auf die Schrottkarossen. So hat Peter Nowack (SPD), der Ortsamtsleiter des wirtschaftlich danieder liegenden Bremer Nordens, Mäurer persönlich auf ein solches Auto aufmerksam gemacht. Das stand auf einem ehemaligen Industriegelände, das neu belebt werden soll. Für Nowack stellte das Wrack eine Investoren-Abschreckung dar.
Zunächst wurden 128 Autos abgeschleppt. Dann wurden die privaten Meldungen weniger, was das Ordnungsamt dazu veranlasste, jetzt »nur« noch etwa 50 bis 60 Schrottautos im öffentlichen Raum zu vermuten. Laut Innenressort hat die Abschlepp-Aktion rund 35 000 Euro gekostet. Um die Kosten etwas zu neutralisieren, wurden 20 der einkassierten Autos öffentlich versteigert. Eine Aktion, die durchs auf Interesse stieß, schließlich gab es zum Schnäppchenpreis Autos, deren Karosserie zum Teil noch gut aussah, allerdings meist ein erbärmliches Innenleben kaschierte. Insgesamt kamen so rund 4 500 Euro in die Stadtkasse.
Den höchsten Preis erzielte laut Innenressort ein altes Feuerwehrauto, das ein Bastler für 1800 Euro ersteigerte. Viele Autos hätten jedoch lediglich zehn bis 50 Euro eingebracht. Auch mit Blick auf die verblieben Kosten der Aktion erklärte die Innenbehörde: Der Mehrwert ergebe sich aus dem geschaffenen Platz sowie aus der Verbesserung des Stadtbildes.
Da Bremen nicht nur an der Bundeswasserstraße Weser liegt, sondern auch Ochtum, Lesum und Wümme mehrere hundert Flusskilometer in der Stadt ausmachen, gibt es auch ein Problem mit illegal im öffentlichen Raum abgestellten Booten.
Diesen will sich das Ordnungsamt nun zunächst widmen, bevor es weiter Schrottautos entfernt. Anfang September wurde der Abschleppdienst losgeschickt, um die ersten Boote abzutransportieren. Es waren Boote, die vor einem Wassersportverein im öffentlichen Grün abgestellt worden waren. Nun werden sie Seite an Seite mit den verbliebenen Schrottautos geparkt. Wann es eine Bootsversteigerung geben wird, ist noch nicht bekannt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.