- Kommentare
- Netzkultur
Hurra, das Internet ist tot!
Velten Schäfer begrüßt das Straßburger Votum für digitales Urheberrecht
Das EU-Parlament hat beschlossen, dass auch im Netz Leistungsschutzrecht gelten soll. Das freut Zeitungen und ärgert Plattformen wie Google und Facebook. Die lebten bisher davon, Nutzern die Erzeugnisse Dritter darzubieten. Nun sollen sie diese an ihren Mondprofiten beteiligen. Das ist im Grundsatz richtig und überfällig. Wenn nun die »Piratin« Julia Reda sagt, hier werde »zugunsten von Konzernprofiten« durch »neue rechtliche und technische Schranken« die »Meinungsfreiheit« beschnitten, dann trügt die Kampfrhetorik: Sie schützt das Näpfchen der fettesten Katzen.
Es ist schon richtig, dass die Materie im Detail komplex ist und viel von der konkreten Ausgestaltung abhängt. Aber die oft gehörte Dystopie ist überzogen, nun drohten »Uploadfilter« massenhaft etwa jene lustigen Bild-Spruch-Kärtchen, die man irgendwo posten will, aus Angst vor Rechteverletzungen zu blockieren: Wer sich so restriktiv verhielte, wäre ganz schnell uninteressant. Der Ball liegt also im Feld der Riesen. Sie müssen Vereinbarungen treffen, um attraktiv zu bleiben - und werden nach einigem Jammern Wege finden. Für Nutzer dürfte sich weniger ändern als für diejenigen, die vom Wissen der Welt als Allmende sprechen und letztlich bloß Profite meinen. Wenn diese Ordnung das ist, was man »Netzkultur« nennt, kann man nur frohgemut einstimmen: Hurra, das Internet ist tot!
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.