• Berlin
  • Polizeieinsatz in Jugendzentrum

Polizei stürmt Jugendclub Potse

Mit einem Großaufgebot stürmt Polizei das linke Zentrum / Mitarbeiterin: »Wir stehen alle noch unter Schock«

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 2 Min.

In der Nacht zum Sonntag drang die Polizei in die Jugendzentren Potse und Drugstore in Schöneberg ein. Wegen eines mehrtägigen Festivals anlässlich des 45. Geburtstags der Zentren kam es zu Lärmbeschwerden durch ein angrenzendes Hostel, teilte die Polizei mit. Beamt*innen seien mehrmals vor Ort erschienen und hätten mit Ansprechpartner*innen der Jugendzentren telefoniert, berichtet eine Mitarbeiterin des Kollektivs Potse und Drugstore dem »nd«. Man habe vereinbart, die Lautstärke zu reduzieren. Es habe die Zusage eines Beamten gegeben, dass das Anliegen damit geklärt sei.

Sehen Sie auch den Kommentar: Helfer der Verdrängung

Dennoch fuhr gegen drei Uhr morgens eine Einsatzhundertschaft der Polizei mit mehreren Mannschafts- und Streifenwagen vor. Es habe Gespräche zwischen Verantwortlichen und Einsatzleiter gegeben, die Zentren nicht zu stürmen, sagt die Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Doch schon währenddessen hätten Einsatzkräfte begonnen, gewaltsam in den Eingangsbereich der Jugendzentren einzudringen. Jugendliche seien von Beamt*innen geschubst, geschlagen und zu Boden gedrückt worden. Laut Angaben der Polizei hätten mehrere Personen versucht, die Tür zu den oberen Räumen zu verschließen. Wie die Mitarbeiterin der Potse berichtet, habe die Polizei damit gedroht, den mitgebrachten Rammbock zu nutzen, wenn die Jugendlichen die Tür nicht öffneten.

»Wir stehen alle noch unter Schock«, sagt die Mitarbeiterin. »Wir hatten damit gerechnet, dass es Stress gibt. Aber damit haben wir nicht gerechnet.«

Die Beschwerden wegen des Lärms kamen nicht überraschend. Die Firma rent24, die seit Kurzem direkt über den Räumlichkeiten der Jugendzentren einen sogenannten Co-Working- und Co-Living-Space betreibt, sollen in letzter Zeit mehrfach wegen Ruhestörung die Polizei gerufen und sogar Anzeige erstattet haben. »Dabei sind wir nicht erst seit gestern laut«, so die Mitarbeiterin. Konzerte und Veranstaltungen gehören schon von Anfang an zum Programm der Jugendzentren. Auf eine schriftliche Anfrage von »nd« reagierte das Unternehmen bis Redaktionsschluss nicht.

Schon am Freitag sei die Polizei wegen Lärmbeschwerden in der Potse aufgetaucht. »Die Polizei reagierte da aber ganz anders«, berichtet die Mitarbeiterin. Warum die Situation dann am Samstag so eskaliert sei, könnten die Anwesenden nicht verstehen. »Wir haben uns an die Anweisungen gehalten«, sagt sie. Das Kollektiv fordert nun die Untersuchung des Polizeieinsatzes. Die LINKEN-Politiker*innen Martin Rutsch und Katharina Marg waren bei dem Einsatz vor Ort.

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