Bekämpfen wie die Mafia
Senatsverwaltungen wollen der organisierten Kriminalität die finanziellen Möglichkeiten nehmen
Die jüngsten Bandenkonflikte, nach denen ein Toter zu beklagen war, rufen die Politik auf den Plan. Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) forderte eine engere bundesweite Zusammenarbeit der Behörden. »Wir brauchen eine bundesweit einheitliche Definition von Clan-Kriminalität«, sagte der SPD-Politiker der Zeitung »BZ«.
Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) kündigte unterdessen ein Treffen mit den Berliner Ressortchefs für Inneres sowie Finanzen an. »Wir wollen schauen, wo wir unsere Zusammenarbeit noch weiter intensivieren können«, sagte der Grünen-Politiker der »Berliner Morgenpost«. Im Visier seien vor allem die Geldströme der Banden.
»Polizei und Staatsanwaltschaft haben ihren Druck in diesem Bereich erhöht«, betonte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) am vergangenen Wochenende im rbb-Inforadio. Der Innensenator sprach sich aber auch dafür aus, die Ermittlungsbehörden aufzustocken. »Die Kapazitäten müssen wir noch weiter aufbauen. Da geht’s auch darum, mit Bundesbehörden und den Behörden anderer Länder intensiv zusammenzuarbeiten.«
Das sieht Bezirksbürgermeister Hikel genauso. Bei der Polizei wäre ein einheitlicher Marker in Datenbanken sinnvoll, um Täter in ganz Deutschland identifizieren zu können, sagte er. Bei der Staatsanwaltschaft müssten Strafverfahren gebündelt bearbeitet werden, nicht länger nach dem Zuständigkeitsprinzip nach Buchstaben. Wünschenswert wäre auch eine engere Kooperation besonders betroffener Bundesländer wie Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen.
Am Donnerstag waren zur Beerdigung von Nidal R. mehr als 2000 Menschen gekommen, darunter auch Mitglieder anderer krimineller Strukturen. »Dieses Bild erinnert an finstere Mafia-Filme«, sagte Hikel. »Sie zeigen damit: Wir haben uns eine Parallelwelt gebastelt, in der keine Gesetze des Rechtsstaats mehr gelten.« Nidal R. war am 9. September auf offener Straße vor den Augen seiner Familie niedergeschossen worden. Die Täter sind noch nicht gefasst. Die Polizei hält Racheakte für möglich. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.