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Spenden für das angekratzte Image
Amazon-Gründer Jeff Bezos will zwei Milliarden US-Dollar für die Bekämpfung von Armut geben
Zwei Milliarden US-Dollar (1,71 Milliarden Euro) will Amazon-Gründer Jeff Bezos für die Bekämpfung von Obdachlosigkeit und die Bildung von Kindern aus einkommensschwachen Familien spenden. »Wir werden dabei dieselben Prinzipien anwenden, die Amazon vorangetrieben haben«, sagte Bezos vergangene Woche, als er die Pläne für seine neue Wohltätigkeitsorganisation bekanntgab.
Bezos, der mit einem Vermögen von mehr als 150 Milliarden US-Dollar (128,3 Milliarden Euro) derzeit der reichste Mensch der Welt ist, sieht dabei keinen Widerspruch zwischen der Bekämpfung der Obdachlosigkeit und seiner Ablehnung einer Unternehmenssteuer, die darauf abzielte, 50 Millionen US-Dollar für die Bekämpfung der Obdachlosigkeit in Seattle zu sammeln, wo sich die Konzernzentrale von Amazon befindet. In der Stadt an der Pazifikküste haben der Onlinehändler und andere gut zahlende High-Tech-Unternehmen nämlich den Wohnungsmarkt so sehr verzerrt, dass viele Gering- und Normalverdiener wegen der enorm steigenden Mieten auf die Straße gesetzt wurden.
Seattles Stadtbeamte stimmten im Mai deswegen für eine Steuer auf große Unternehmen, um mit deren Einnahmen Programme für günstigen Wohnungsbau und andere Maßnahmen zu finanzieren. Doch Amazon war dagegen und setzte die Stadtverwaltung unter Druck, indem es mit einer Abwanderung drohte. Einen Monat später kippte Seattle trotz öffentlichen Protestes die Steuer wieder.
Lange kritisiert, weil er nicht wie Microsoft-Gründer Bill Gates, der zuvor die Liste der reichsten Menschen der Welt angeführt hatte, große Teile seines Vermögens für philanthropische Zwecke spendete, könnte Bezos nun versuchen, sein Image aufzubessern. Für den britischen Autor James Bloodworth ist es jedoch Ironie, dass Bezos spenden will, während sich viele seiner Mitarbeiter misshandelt fühlen und ständig Angst um ihren Arbeitsplatz haben. »Was ich entdeckte, als ich bei Amazon undercover war: Arbeiter, die in Flaschen urinierten, weil sie Angst hatten, Produktivitätsziele zu verfehlen«, schrieb Bloodworth kürzlich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. In seinem Buch »Hire« hat Bloodworth seine Recherchen in einem Amazon-Lagerhaus aufgeschrieben. Er schildert dort, dass einige Mitarbeiter in Großbritannien in Zelten in der Nähe ihres Lagers schlafen, weil sie nicht genügend Lohn für eine dauerhafte Unterkunft erhalten.
Die Beobachtungen von Bloodworth stimmen mit einem Bericht der »New York Times« aus dem Jahr 2015 überein. Manager der mittleren Führungsebene beschrieben darin Bezos’ Arbeitsphilosophie als »zielgerichteten Darwinismus«. Demnach würden die Arbeiter ermutigt, übereinander zu lästern, wenn Kollegen sich vor der Arbeit drücken würden, E-Mails noch nach Mitternacht zu beantworten und SMS zu schreiben, wenn sie keine Antwort erhielten. Die Folge: Nervenzusammenbrüche am Schreibtisch.
Letztlich, so der Elitenexperte Anand Giridharadas, würde Bezos den Obdachlosen und Kindern aus einkommensschwachen Familien mehr helfen, wenn er sein Geld für die Veränderung des Wirtschaftssystems ausgeben würde, das es ihm ermöglichte, diesen fantastischen Reichtum überhaupt erst aufzubauen.
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