- Politik
- Deutsch-türkische Beziehungen
Erdogan wird Moschee in Köln eröffnen
»Welt«-Korrespondent Deniz Yücel kritisiert Deutschlandbesuch des türkischen Staatspräsidenten
Passau. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan wird im Rahmen seines Deutschlandbesuchs Ende September nach Angaben der Türkisch-Islamischen Union Ditib die Zentralmoschee des Verbands in Köln offiziell eröffnen. Der Verband teilte am Dienstagabend mit, diesbezüglich eine offizielle Bestätigung erhalten zu haben. Eckdaten und Detailplanung für die Eröffnung am 29. September seien noch in Arbeit. An der Eröffnung werde auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) teilnehmen, hieß es von dem Moscheeverband.
Der Dachverband türkischer Moscheegemeinden in Deutschland ist formal ein unabhängiger deutscher Verein. Allerdings werden die Imame in den Ditib-Moscheen in der Regel von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt, die direkt der Regierung in Ankara untersteht. Kritiker werfen Ditib daher vor, der verlängerte Arm Erdogans zu sein.
Die Ditib war zuletzt in die Kritik geraten, weil Kinder in einigen Ditib-Gemeinden in Uniformen Kriegsszenen nachspielen sollten. Außerdem waren einige Imame einer Aufforderung der türkischen Generalkonsulate nachgekommen, Informationen über Anhänger zu sammeln. Der Verband wird seit 2017 auch nicht mehr von der Bundesregierung gefördert.
Der ehemals in der Türkei inhaftierte »Welt«-Journalist Deniz Yücel hat unterdessen scharfe Kritik am anstehenden Deutschland-Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geübt. Yücel sagte, die Bundesregierung verrate damit diejenigen Menschen in der Türkei, die sich eine freiheitlich-säkulare Gesellschaft wünschten. Ankara warf er fehlende Rechtsstaatlichkeit vor. Die gängige Praxis türkischer Gerichte, die bereits bei einem Facebook-Beitrag beginnen könne, laute: »Erst verhaften, dann Beweise suchen, dann schmoren lassen.« Das müsse aufhören. Die Bundesregierung rief Yücel zu einer härteren Gangart in den Türkei-Beziehungen auf. »Mit Gangstern muss man die Sprache sprechen, die sie auch sprechen«, sagte er.
Erdogan wird auf Einladung von Bundespräsident Steinmeier am 28. September zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Berlin erwartet. Auch ein Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist vorgesehen. Agenturen/nd
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.