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Langer Streit mit glücklichem Ende
Das wombat’s Hostel hat endlich einen geltenden Tarifvertrag
Der Aushang dürfte Ende letzter Woche für den einen oder anderen Jubelschrei bei Schichtbeginn gesorgt haben. Nach einer über ein Jahr andauernden Tarifauseinandersetzung hat das wombat’s City Hostel am Rosa-Luxemburg-Platz endlich einen Tarifvertrag. In dem Flugblatt steht noch der Satz: »wombat’s braucht einen Tarifvertrag!«, bloß ist »braucht« durchgestrichen und durch das Wort »hat« ersetzt.
Für die Gewerkschaftsmitglieder unter den Beschäftigen bedeutet das Anfang September unterzeichnete Papier deutliche Verbesserungen: Urlaubsgeld, weniger Wochenstunden, mehr Entgelt, 500 bis 800 Euro Jahressonderzahlung (Weihnachtsgeld) für 2019 und anteilig ab Juli 2018. »Nimmt man alle Tarifleistungen aus Mantel- und Entgelttarifvertrag zusammen, ist das insgesamt ein Plus von mindestens 15 bis 20 Prozent«, sagt Sebastian Riesner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), der den Tarifvertrag mitverhandelt hat. Dabei bestimmt der Manteltarifvertrag die Arbeitsbedingungen, während der Entgelttarifvertrag regelt, was sein Name schon sagt.
Konkret haben NGG und die wombat’s-Geschäftsleitung einen Anerkennungstarifvertrag über die Tarifverträge des Hotel und Gaststättenverbandes Berlin (DEHOGA) abgeschlossen, der rückwirkend zum 1. Juli für die Gewerkschaftsmitglieder in dem hippen Hostel in Mitte gilt.
Mit dem Abschluss dieses Tarifvertrages kommt auf den dreiköpfigen Betriebsrat einiges an Arbeit zu. Denn laut Gesetz gehört zu seinen Aufgaben, über die Eingruppierung der Beschäftigten in die Entgeltgruppen mitzubestimmen und die Umsetzung und Einhaltung der Tarifregelungen zu überwachen. »Ich erwarte, dass die Eingruppierung jetzt auch zügig umgesetzt wird«, sagt Riesner.
»Wir werden das jetzt angehen«, sagt Raphael K. Er war von Anfang an an der Auseinandersetzung beteiligt. »Ich hoffe, dass das ohne Problem über die Bühne geht«, sagt der Betriebsrat, ist aber nach den Erfahrungen der letzten Monate auch skeptisch. Für den Fall dass sich Geschäftsleitung und Betriebsrat nicht darüber einigen können, wie eine Kollegin oder ein Kollege eingruppiert wird, sieht der neue Tarifvertrag eine Schlichtung unter Beteiligung der NGG vor. So will der Arbeitgeber vermeiden, dass der jeweilige Fall vors Arbeitsgericht kommt, was teuer werden könnte.
Für jene Beschäftigte, die in der NGG sind, ist der Abschluss ein voller Erfolg und ein guter Ausgang einer langen und harten Auseinandersetzung. Im Zuge dieser hätten die aktiven Beschäftigten »Schmähungen und Beleidigungen« ertragen müssen, heißt es im eingangs erwähnten Flugblatt. Auch darum lobt Gewerkschafter Riesner sie ausdrücklich: »Ohne die Aktiven im Betrieb wäre das nicht möglich gewesen. Vor ihnen habe ich sehr großen Respekt. Sie sahen sich Abmahnungen, Anfeindungen und Kündigungen durch die Geschäftsleitung gegenüber und haben trotzdem immer weiter gemacht.«
Doch der Tarifabschluss hat auch einen bitteren Beigeschmack. »So sehr ich mich über das Einlenken der Geschäftsführung hinsichtlich der Tarifsituation freue«, sagt Raphael K., »bleibt es für mich doch ein Skandal, dass man nicht zugleich von den Plänen zur Ausgliederung der Reinigungsabteilung abrücken will.« Die Geschäftsführung hatte vor einigen Monaten angekündigt, die Zimmer- und Unterhaltsreinigung in ein anderes Unternehmen auszugliedern. Nach Angaben des Betriebsrates sind davon ein Drittel der über 50 Beschäftigten betroffen, darunter auch Gewerkschaftsmitglieder. »Sie sollen somit von den neuen Regelungen wieder ausgenommen werden«, sagt K. Er hoffe nun dass, »meine Kolleginnen und Kollegen durch den Erfolg in den Tarifauseinandersetzungen Ermutigung finden, sich politisch zur Wehr zu setzen.«
Die Firma, an die ausgegliedert wurde, ist auf dem Berliner Markt bisher nicht vertreten, und Gebäudereinigung fällt in den Bereich der Schwestergewerkschaft IG BAU. Ob diese Firma einen eigenen Tarifvertrag hat, ist bisher unklar, sehr wahrscheinlich ist es nicht. Auf jeden Fall gilt der Branchenmindestlohn für das Gebäudereinigerhandwerk, der unter dem jetzt im wombat’s erkämpften Entgelt liegt.
Sebastian Riesner hofft nach dem erfolgreichen Tarifabschluss jetzt auf Nachahmungstäter. »Der wombat’s-Tarifvertrag kann vor allen Dingen in den Hostelbereich ausstrahlen«, sagt er. »Da gibt es inzwischen sehr viele Häuser mit sehr vielen Beschäftigten, aber nach unserem Kenntnisstand haben wir bei wombat’s den ersten Tarifvertrag in einem Hostel überhaupt abgeschlossen.«
Insgesamt arbeiten in Berlin rund 50.000 Menschen im Bereich der Hotel- und Gaststättengewerbe. Die großen Häuser wie beispielsweise Interconti, Steigenberger, Maritim, das ParkInn am Alexanderplatz oder das Sheraton in Tiergarten sind nach Gewerkschaftsangaben tarifgebunden und im Arbeitgeberverband DEHOGA.
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