• Politik
  • Fundamentale Abtreibungsgegner

»Marsch für das Leben« mit evangelischem Bischof

Gegner*innen sind entsetzt und mobilisieren zu Gegendemonstrationen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Am diesjährigen »Marsch für das Leben« radikaler Abtreibungsgegner*innen am Samstag durch das Zentrum Berlins nimmt erstmals seit Jahren ein evangelischer Bischof teil. Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit predigt beim Abschlussgottesdienst (17.30 Uhr) vor dem Reichstagsgebäude, wie die Bischofskanzlei dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte.

Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, stellte sich auf die Seite derer, die Frauen die Möglichkeit nehmen wollen, binnen der ersten 12 Wochen der Schwangerschaft abzutreiben. Er forderte einen kompromisslosen Schutz ungeborener Kinder. Deren Tötung dürfe keine »normale« ärztliche Dienstleistung sein, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Grußwort von Marx anlässlich des »Marschs für das Leben«. Der Schwangerschaftsabbruch sei »grundsätzlich mit unserem Werte- und Rechtssystem nicht vereinbar«, fügte der Kardinal und Münchner Erzbischof hinzu.

Zu der Veranstaltung aufgerufen hat der Bundesverband Lebensrecht, ein Zusammenschluss verschiedener, teilweise radikalchristlicher Organisationen, die Abtreibungen und Sterbehilfe komplett verbieten wollen. Der Bundesverband will damit zum 14. Mal auf die Straße gehen.

Heftige Kritik am »Marsch für das Leben« kommt unter anderem vom Frauenpolitischen Rat im Land Brandenburg e.V. Die selbsternannte Lebensschutzbewegung vertrete »konservative, zum Teil völkische und antifeministische Meinungen«, so der Rat. Der Marsch der Abtreibungsgegner werde unter anderem von AfD-Vertretern unterstützt. Die Kriminalisierung von Abtreibung führe dazu, dass Schwangerschaftsabbrüche in der Illegalität stattfinden: unter schwierigsten Bedingungen, und vielfach mit Komplikationen, erklärte der Rat.

Im vergangenen Jahr hatte der Marsch nach eigenen Angaben rund 7.500 Teilnehmer*innen. Die Polizei bezifferte die Zahl auf 3.000. Zahlreiche Gruppen mobilisieren derzeit gegen die Veranstaltung der radikalen Abtreibungsgegner*innen. Die Gegendemo am Samstag steht unter dem Motto »My Body, My Choice«.

Schwangerschaftsabbrüche sind grundsätzlich rechtswidrig, unter bestimmten Bedingungen aber seit 1976 straffrei. So dürfen Frauen, nach Beratung und anschließender Bedenkzeit von drei Tagen, in den ersten zwölf Wochen ihrer Schwangerschaft das Ungeborene abtreiben. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
Dazu passende Podcast-Folgen:

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.