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Erneut tausende Demonstranten gegen Rodung des Hambacher Forsts
Auch ein Verbot hielt die Braunkohlegegner nicht von Protesten ab
Im Hambacher Forst haben am Sonntag erneut mehrere Tausend Menschen gegen die Räumung und die geplante Rodung des Waldgebietes demonstriert. Der Veranstalter des sogenannten Waldspaziergangs hatte mit rund 5000 Teilnehmern gerechnet. Wie viele Demonstranten genau bei schmuddeligem Regenwetter in das Braunkohlerevier kamen, blieb offen. Die Polizei wollte sich auf keine Zahl festlegen. Der Veranstalter meldete rund 7000 Teilnehmer.
Die Polizei hatten am Samstag den »Waldspaziergang« als Demonstration durch den Forst untersagt. Das Oberverwaltungsgericht in Münster bestätigte im Eilverfahren in der zweiten Instanz die Auflagen für den Veranstalter. Demnach war nur eine Kundgebung an einem festgelegten Ort gestattet, um die Sicherheit der Teilnehmer gewährleisten zu können. Nach Angaben der Aachener Polizei gab es am Vormittag nochmals eine Wende. Polizei und Veranstalter einigten sich auf einen Demonstrationszug außerhalb des Waldes.
Der Energiekonzern RWE will im Herbst weite Teile des Waldes abholzen, um weiter Braunkohle baggern zu können. Vor mehr als einer Woche hatten die Behörden begonnen, die im Wald von Aktivisten besetzten Baumhäuser zu räumen. Sie gelten als Symbol des Widerstands gegen die Kohle und die damit verbundene Klimabelastung. Nach dem Unfalltod eines Journalisten am Mittwoch wurde die Räumung bis auf weiteres unterbrochen.
Lesen sie auch: Nach dem Sturz: Ein Mensch ist im Hambacher Forst gestorben. Sebastian Weiermann über die Frage, wie es im Hambacher Forst nach dem Tod eines Menschens weitergehen kann.
Während am Hambacher Forst weiter demonstriert wurde, kam am Wochenende heraus: RWE-Chef Schmitz traf sich mehrmals mit Vertretern der Bundesregierung. In Sachen Moratorium blieben die Treffen allerdings - zum Ärger der Grünen - ohne Ergebnis. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
In den Gesprächen sei es um die von den Grünen angesprochenen Themen gegangen, heißt es in der Antwort. Die Fraktion hatte sich erkundigt, wie oft die Bundesregierung mit RWE darüber gesprochen hatte, vorbereitende Maßnahmen für den Braunkohle-Tagebau und Kraftwerkserweiterungen aufzuschieben, bis die derzeit tagende Kohlekommission einen Plan für den Kohleausstieg vorlegt.
»Die Antwort zeigt die ganze Schwäche der großen Koalition«, sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock der dpa. Union und SPD hätten nichts erreicht, obwohl sich die Bundesregierung fünf Mal mit RWE getroffen habe, um über die Frage eines Moratoriums für Rodungen im Hambacher Wald während der Arbeit der Kohlekommission zu sprechen. Dabei sei das Abholzen eine »gezielte Provokation« für die Arbeit der Kohlekommission. »Es darf nicht sein, dass am Ende ein Wald gerodet wurde, der energiepolitisch durch die Entscheidungen der Kohlekommission gar nicht mehr gebraucht wird.« Baerbock mischte sich am Sonntag unter die Demonstranten im Hambacher Forst. Agenturen/nd
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