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Grindels letzter Schuss
EM 2024: Fanproteste begleiten DFB-Bewerbung
Reinhard Grindel werden nicht die besten Bilder auf dem Weg nach Nyon begleiten. Am Sitz von Europas Fußballverband UEFA entschiedet sich am Donnerstag, wer die EM 2024 ausrichten darf. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) reist, von der Weltfußballer-Gala in London kommend, schon am Dienstagnachmittag in die südöstliche Stadt am Genfersee. Um sein letztes Werbepulver für sein ganz persönliches Projekt zu verschießen.
Ziemlich ungelegen dürfte Grindel kommen, dass in den ersten drei deutschen Ligen gerade eine englische Woche ansteht. Denn für die Spieltage Dienstag bis Donnerstag haben die »Fanszenen Deutschland« zu einem 20-minütigen Stimmungsboykott aufgerufen. Während die Werbung des DFB für das Turnier, »United by Football - Vereint im Herzen Europas«, am vergangenen Wochenende in allen Stadien recht emotionslos aufgenommen wurde, dürfte der Protest dagegen wesentlich eindrucksvoller daherkommen.
»United by Money - Korrupt im Herzen Europas!« Solche Transparente, die den DFB und die UEFA gleichermaßen angreifen und schon am vergangenen Spieltag in vielen Stadien zu sehen waren, werden auch in Nyon wahrgenommen. Noch mehr wird der DFB aber Totenstille auf den Rängen fürchten, von flammend heißen Pyro-Protesten ganz zu schweigen.
Trotz des besseren Abschneidens der deutschen Bewerbung im Evaluierungsbericht der UEFA, ist längst noch nicht entschieden, ob die Türkei als einziger Mitbewerber nicht doch den Zuschlag erhält. Zwar werden dort vor allem die Menschenrechtslage sowie die mangelhafte Infrastruktur samt ungewisser Investitionen in Milliardenhöhe kritisiert. In einem Punkt aber wurde die türkische Bewerbung gelobt: Steuern und Mieten müssten dort wohl nicht gezahlt werden. Die Relevanz betonte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin: »Für die Entwicklung des Fußballs und der UEFA ist es sehr wichtig, so viel wie möglich mit dem Turnier zu verdienen.«
Reinhard Grindel wird sich mächtig ins Zeug legen. Auch aus persönlichen Gründen. Schon lange wird vermutet, dass ein Scheitern auch sein Scheitern bedeutet. Entkräften wollte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius die Spekulationen nicht: »Es ist leider normal, dass im Falle eines Misserfolgs wieder Struktur- und Personaldiskussionen geführt werden.«
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