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Ländliche Regionen im Osten: überaltert und abgehängt

Der neue Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit kommt zum Schluss, dass ländliche Gebiete im Osten immer stärker abgehängt werden

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die ländlichen Regionen im Osten verlieren zunehmend den Anschluss an die Städte. Das geht aus dem neuen Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit hervor, der am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Demnach ziehen die ostdeutschen Groß- und Universitätsstädte »vor allem junge und gut qualifizierte Menschen an«, von denen viele zuvor im ländlichen Raum lebten.

»Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind im Bereich der technischen und sozialen Infrastruktur bereits heute deutlich spürbar«, heißt es in dem vom Bundeswirtschaftsministerium verfassten Bericht. Die Lebensverhältnisse gestalteten sich zwischen »prosperierenden Regionen wie Berlin und seinem Umland, Leipzig, Dresden und Erfurt einerseits und strukturschwachen Abwanderungsgebieten andererseits« in zunehmendem Maße ungleich. Die Abwanderung in die Städte führe »zu einer weiteren Ausdünnung ländlicher und vor allem peripher gelegener Regionen«.

Nicht neues im Osten
Bundesregierung sieht beim wirtschaftlichen Aufholprozess Ostdeutschlands weiterhin deutliche Unterschiede zum Westen

Zugleich ist der Osten dem Regierungsbericht zufolge stärker vom demografischen Wandel betroffen als der Westen. Ende 2016 seien noch etwa 17 Prozent der Menschen in den neuen Ländern ohne Berlin jünger als 20 gewesen. 59 Prozent seien im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 64 Jahren gewesen, ein Viertel 65 oder älter.

2030 werde der Anteil der Jungen fast genau so hoch sein wie heute, jedoch würden dann nur noch rund 52 Prozent im erwerbsfähigen Alter sein und 32 Prozent im Rentenalter, prognostiziert das Wirtschaftsministerium. In den westdeutschen Flächenländern und in den Stadtstaaten werde »der Alterungsprozess deutlich langsamer voranschreiten«, heißt es in dem Bericht.

Die Zahl der rechtsextremen Gewalttaten ging den Angaben zufolge im vergangenen Jahr sowohl im Osten als auch in Gesamtdeutschland zurück. Insgesamt seien 1054 Delikte gezählt worden, davon 572 in Ostdeutschland. 2016 seien es noch 1600 im ganzen Land und 774 im Osten gewesen. Der Trend sei aber »kein Grund, bei der Bekämpfung rechtsextremistischer Tendenzen nachzulassen«.

Zur wirtschaftlichen Entwicklung heißt es in dem Bericht, der Abstand zwischen Ost und West baue sich weiter ab. Allerdings nähere sich die ostdeutsche Wirtschaftskraft »nur noch sehr langsam« der westdeutschen an. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner habe 2017 im Osten 73,2 Prozent des Westniveaus betragen. Dieser Wert bewege sich »weitgehend auf dem Vorjahresniveau«. In den letzten zehn Jahren verringerte sich der Abstand den Angaben zufolge um lediglich 4,2 Prozentpunkte.

»Zwar gibt es nach wie vor einen Unterschied zu Westdeutschland«, räumte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte (CDU), ein. Im Vergleich der europäischen Regionen aber verfügen die ostdeutschen Länder über eine Wirtschaftskraft, die mit der in vielen französischen oder britischen Regionen vergleichbar sei.

»Trotz aller Erfolge sehen wir ein hohes Maß an Unzufriedenheit und Skepsis«, sagte Hirte. »Das müssen wir ernst nehmen und brauchen klare Signale auch der Politik für den Osten.« Bei Fragen wie Behördenansiedlungen oder dem Strukturwandel in den Kohlerevieren müsse die Bundesregierung Perspektiven für den Osten schaffen. AFP/nd

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