Lizenz zur Integration

Beim Landessportbund Berlin werden Geflüchtete zu Trainern ausgebildet. Die Zukunft des Projekts »Sportbunt - Vereine leben Vielfalt!« ist offen

  • Matthias Bossaller
  • Lesedauer: 3 Min.

Ramin Sedighi lebt seit drei Jahren in Berlin. Der 23 Jahre alte Afghane möchte gerne länger in Deutschland bleiben. Für ein längeres Bleiberecht muss der junge Mann aus Kabul aber eine berufliche Ausbildung vorweisen können. »Ich möchte gerne Sport- und Fitnesskaufmann werden«, erzählt er. Für dieses Ziel könnte die gerade erworbene C-Lizenz als Breitensporttrainer von Vorteil sein. Sedighi hat zusammen mit 31 weiteren geflüchteten Menschen die Prüfung zum Übungsleiter bestanden. Vorausgegangen war ein sechswöchiger Lehrgang.

Möglich gemacht hat das der Landessportbund Berlin (LSB) - und der Berliner Senat. Der unterstützt das Projekt »Sportbunt - Vereine leben Vielfalt!« mit knapp 400 000 Euro aus dem »Masterplan Integration und Sicherheit«. Der Lehrgang fand an der Gerhard-Schlegel-Sportschule in Schöneberg mit Sport-Integrations-Trainern des Landessportbundes und zehn beteiligten Dozenten statt. Um auf das Projekt aufmerksam zu machen, hatte der LSB zuvor Sportvereine angeschrieben und Notunterkünfte besucht.

Sedighi hat in Theorie und Praxis gelernt, wie er Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter Einbeziehung methodischer und wissenschaftlicher Gesichtspunkte anleitet. Die anwesenden Dolmetscher mussten nicht oft tätig werden. »Das sprachliche Niveau war sehr hoch«, berichtet Projektleiterin Sabrina Hampe. Parallel zur Ausbildung hat Sedighi beim Berliner Taekwondo-Club Black Bears hospitiert. »Jetzt mit der Lizenz möchte ich dort einen Selbstverteidigungskurs für Frauen anbieten«, berichtet er von seinen Plänen.

Sedighis Lehrgangskollege Abd Alrahman Al Musa darf jetzt offiziell als Trainer beim Kreuzberger Thaibox-Club Lurich e.V. arbeiten. Der 21-Jährige floh vor drei Jahren aus Syriens Hauptstadt Damaskus ohne seine Familie nach Deutschland. »Der Sportverein ist meine Ersatzfamilie«, sagt der Gymnasiast, der im nächsten Jahr sein Abitur machen möchte. »Ich konnte fünf Jahre lang nicht zur Schule gehen. In Syrien habe ich die Schule gehasst. Jetzt nicht mehr«, erklärt er.

Beide, Abd Alrahman Al Musa und Ramin Sedighi, sprechen sehr gut deutsch. Beide wissen, dass dies die Voraussetzung für eine gelungene Integration ist. »Ich fühle mich hier wohl, weil ich mich sicher und integriert fühle«, sagt Sedighi. Er möchte jetzt gerne ein gutes Vorbild für andere Geflüchtete sein. Auch er musste in einem fremden Land ohne seine Familie neu starten. Mittlerweile hat er mit Hilfe einiger Bekannter aus seinem Spandauer Sportverein eine Wohnung gefunden. Jetzt fehlt ihm zu seinem Glück noch die erhoffte Berufsausbildung.

Sabrina Hampe kennt einige Beispiele, wie Geflüchtete durch den Trainerlehrgang eine bezahlte Arbeit gefunden haben. Sie war schon im vergangenen Jahr die Projektleiterin, als an der LSB-Schule in Schöneberg zum ersten Mal geflüchtete Menschen zu Übungsleitern ausgebildet wurden. Einer der damaligen Teilnehmer ist nun Hausmeister an der Gerhard-Schlegel-Sportschule.

Das Projekt hat sich also bewährt, musste in diesem Jahr allerdings mit 62 000 Euro weniger vom Senat auskommen. Und die Fortsetzung im nächsten Jahr ist noch keinesfalls gesichert. Sollte die Ausbildung von Geflüchteten zu C-Lizenz-Trainern in die dritte Runde gehen, hofft Hampe, dass dann auch mehr Frauen dabei sind. In diesem Jahr nahm von drei Interessentinnen letztlich nur eine am Kurs teil. In vielen muslimisch geprägten Ländern ist Sport hauptsächlich Männersache. Hampe hat aber noch einen nicht-kulturellen Grund für das weibliche Fernbleiben ausgemacht. »Die Frauen, die zum Kennlerntag vor Kursbeginn gekommen sind, wollten einfach nicht alleine unter so vielen Männern sein.« dpa/nd

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