Warum eine Orange lila wurde
Rätsel um Verfärbung von Obst in Australien geklärt
Anfang September beunruhigte eine seltsame Nachricht die australische Bevölkerung. In Queensland hatte sich eine Orange, nachdem sie aufgeschnitten worden war, lila verfärbt. Nachdem seit Wochen in dem Land Erdbeeren mit Nadeln sabotiert werden und Supermarktketten viele Früchte aus dem Programm genommen haben, wollte man sicherstellen, dass nichts Verdächtiges hinter dem Phänomen steckte.
Passiert war der Vorfall im Haus von Neti Moffitt in Brisbane. Die australische Mutter hatte für ihren zwei Jahre alten Sohn eine Orange als Snack aufgeschnitten. Drei Stück hatte er gegessen, der Rest blieb über Nacht auf der Küchentheke liegen. Als die Familie am nächsten Morgen aufstand, hatten sich die Überreste der Frucht in Teilen lila verfärbt.
Als die Mutter zunächst im Internet googelte, fand sie einen weiteren Fall aus dem Jahr 2015. Damals konnte das Rätsel nicht gelöst werden. Ihr Sohn erschien gesund und munter, trotzdem verständigte die Frau die lokalen Behörden. Die Gesundheitsbehörde von Queensland übernahm den Fall, konnte aber spontan auch keine Lösung präsentieren.
»Sie nahmen die betroffene Orange mit und noch eine weitere, die ich im gleichen Laden gekauft hatte«, erzählte Moffitt am Telefon. Außerdem hätten die Forscher nach weiteren »Indizien« gesucht und so wurde auch eine Zitrone aus der gleichen Schüssel sowie das Messer, mit dem die Orange aufgeschnitten wurde, mitgenommen. »Außerdem wollten sie den Stahl haben, mit dem mein Mann das Messer wenige Tage zuvor geschärft hatte«, sagte die Australierin.
Nun präsentierte die australische Behörde des Rätsels Lösung: Es ist eine harmlose, wenn auch höchst interessante chemische Reaktion. Keine Sabotage und nichts Giftiges sind für das farbenfrohe Phänomen verantwortlich. Natürlich vorkommende, wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe in der Orange, sogenannte Anthocyane, reagierten mit den Eisenpartikeln, die auf dem kürzlich geschärften Messer gefunden wurden, und verursachten ein blau-violettes Pigment.
»Wir haben viele Tests durchgeführt, um herauszufinden, warum diese Orange lila wurde«, so Stewart Carswell, Chefchemiker der Gesundheitsbehörde. Sie hätten verschiedene chemische und instrumentelle Tests ausgeführt, von einfachen chemischen Spot-Tests bis zu komplexen Tests, um Metalle, natürliche und künstliche Farben und Pigmente, Pestizide und andere Verunreinigungen aufdecken zu können. Es sei »aufregend« gewesen, herauszufinden, dass natürliche Stoffe in der Orange bei der Verfärbung eine Rolle gespielt hatten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.