Suchmaschine will RWE den Hambacher Forst abkaufen

Ecosia-Betreiber bieten eine Million Euro und laden andere Unternehmen und Organisationen ein ebenfalls Kaufangebote zu machen

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Nach dem vorläufigen Rodungsstopp im Hambacher Forst wollen die Betreiber der Suchmaschine Ecosia dem Energiekonzern RWE den Wald abkaufen. Ein Angebot über eine Million Euro für die verbliebenen 200 Hektar Wald habe das im Umweltschutz engagierte Unternehmen am frühen Dienstagmorgen per Fax an RWE geschickt, sagte Génica Schäfgen von Ecosia. Es liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

»Wir möchten helfen, einen Kompromiss zwischen RWE und der Bevölkerung zu finden. Der Hambacher Forst ist ein schützenswertes Biotop und noch nicht gerettet. Wir wollen der RWE AG mit dem Kaufangebot die Möglichkeit bieten, diese Situation jetzt zu beenden und wir rufen andere Unternehmen und Institutionen auf, mitzuziehen. Dieser Wald gehört den Menschen, die für ihn kämpfen«, erklärt Ecosia-Gründer Christian Kroll. Das Angebot sei gültig bis zum 31. Oktober, heißt es in dem Schreiben an RWE-Chef Rolf Martin Schmitz.

Die Suchmaschine hat nach eigenen Angaben acht Millionen Nutzer. Die Einnahmen von Anzeigenkunden verwendet das Unternehmen nach eigenen Angaben dafür, Bäume zu Pflanzen. Zudem würden Rücklagen gebildet, sagte Génica Schäfgen von Ecosia der dpa. Aus diesen Rücklagen wolle man den Hambacher Forst kaufen, wenn RWE zustimme.

Ecosia geht dem Angebot zufolge davon aus, dass die in RWE aufgegangene Rheinbraun in den 70er Jahren umgerechnet rund 500 000 Euro für den Wald gezahlt hat. Das aktuelle Angebot spiegele nicht den »symbolischen oder ökologischen Wert dieses einzigartigen Stücks Natur wider«, enthalte aber eine jährliche Verzinsung in Höhe der entsprechenden Lohnsteigerungen der untersten Lohngruppe bei RWE. Die liegt laut Ecosia bei 1,6 Prozentpunkten.

»Wir denken, dass so ein fairer Interessenausgleich zwischen RWE und der Bevölkerung gefunden werden kann, und verpflichten uns mit dem Kauf der Fläche, die ökologischen und gesellschaftlichen Interessen gemeinsam mit Organisationen zu verfolgen, die sich für den Schutz des Forsts eingesetzt haben und sich dem Naturschutz widmen«, schreibt Kroll weiter.

Der Energiekonzern will nicht auf den Vorstoß eingehen. »Dieses Angebot kommentieren wir nicht und werden darauf auch nicht reagieren - das Angebot spricht für sich selbst«, sagte ein Unternehmenssprecher. RWE geht es nicht um den Wald, sondern um die Braunkohle, die darunter liegt.

RWE hatte einen Großteil des verbliebenen Waldes abholzen wollen, um Braunkohle zu baggern, dagegen gab es viel Protest. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster hatte am vergangenen Freitag einen vorläufigen Rodungsstopp verfügt. Der Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen ist für viele zu einem Symbol für den Widerstand gegen die klimaschädliche Stromgewinnung aus Kohle geworden.

dpa/nd

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