Viel fehlte nicht

Die deutschen Volleyballerinnen sehen Platz elf bei der WM als guten Zwischenschritt, müssen sich jetzt aber eine neue Anführerin suchen

  • Kirsten Opitz, Nagoya
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Bilder passten nicht so recht zum missratenen Abschluss bei der WM in Japan. Nach dem 0:3 (12:25, 19:25, 17:25) gegen die Dominikanische Republik stürmten Deutschlands Volleyballerinnen lachend die Pressekonferenz, schwenkten ein Transparent mit der Aufschrift »Danke Captain« und bereiteten ihrer Anführerin Maren Fromm einen stimmungsvollen Abschied. Nach Platz elf bei der Weltmeisterschaft war die Laune bestens im deutschen Lager - obwohl das selbst gesteckte Ziel knapp verfehlt worden war.

»Wir haben ein sehr, sehr gutes Turnier gespielt. Ich bin fest davon ausgegangen, dass wir Neunter sind, wenn wir fünf Siege holen«, sagte Bundestrainer Felix Koslowski: »Für Maren hätten wir uns natürlich einen Erfolg zum Abschluss gewünscht, aber es gab heute keinen Ansatz, keine Chance gegen die Dominikanische Republik.«

In der Gruppe E rutschte Deutschland nach der vierten Niederlage im Turnier noch auf den sechsten Platz ab, der im Gesamtranking den elften Rang bedeutete. Koslowski hatte vor Turnierbeginn einen Platz unter den besten zehn Teams anvisiert, viel fehlte am Ende nicht.

Neun Spiele bestritt seine junge Mannschaft in 13 Tagen, am Ende waren die Akkus ganz offensichtlich leer. Nachdem Deutschland am Mittwoch mit einem wahren Kraftakt Puerto Rico noch 3:1 bezwungen hatte, fehlte bei der Abschiedsvorstellung in Nagoya dann endgültig die Energie. »Wir müssen jetzt analysieren, woran das liegt, damit wir das in so einem langen Turnier ein bisschen besser hinbekommen«, sagte Koslowski, der bei seinem WM-Debüt als Cheftrainer trotz des unerfreulichen Endes überzeugte.

Der Höhepunkt war definitiv das 3:2 gegen Brasilien. Es war der erste Sieg gegen die starken Brasilianerinnen bei einer Weltmeisterschaft überhaupt. Deutschland fährt nun mit einer positiven Bilanz von 5:4 Siegen nach Hause, ein Erfolg für die wenig erfahrene Mannschaft mit vielen jungen Talenten in den eigenen Reihen.

Auch Koslowski selbst nimmt viel Zuversicht mit. »Von der Einstellung, von dem Weg, wie wir Volleyball gespielt haben, wie wir uns weiterentwickelt haben, haben die Mädels das echt gut gemacht«, so der Trainer, der in Doppelfunktion auch für den deutschen Meister Schweriner SC verantwortlich ist. »Wir können in Zukunft noch viel von ihnen erwarten, und ich freue mich schon auf die nächste Weltmeisterschaft.«

Die wird erst in vier Jahren ausgetragen, schon für die Olympiaqualifikation im kommenden Jahr wird das Team aber einen neuen Kapitän brauchen. Die zweimalige Vize-Europameisterin Fromm macht nach 312 Länderspielen Schluss. »Mein Herz blutet. Aber es ist die richtige Entscheidung, weil die Mädels weiter wachsen müssen. Das ist aber nicht möglich, wenn ich die Mama im Team bin«, sagte Fromm unter Tränen.

Der Rücktritt stellt den Trainer vor eine weitere Herausforderung: »Wir müssen daran arbeiten, dass wir wieder solche Persönlichkeiten und Spielerinnen aufbauen.« Der gebürtige Schweriner will Deutschland langfristig in die Weltspitze führen. Dazu braucht es neben vielen Duellen mit Mannschaften auf Topniveau auch Spielerinnen der Spitzenklasse.

Mit Diagonalangreiferin Louisa Lippmann hat Koslowski bereits einen internationalen Star in seinen Reihen, Lippmann ist nach dem Ende der Zwischenrunde eine der besten Angreiferinnen der WM. Koslowski hofft nun darauf, dass seine Schützlinge auf internationalem Parkett viel Werbung für sich gemacht haben, damit es nach Lippmann (Bisonte Florenz) noch weitere Spielerinnen in die besten europäischen Ligen schaffen. Die Weichen dafür sind zumindest gestellt worden. SID/nd

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