»Stopp Luxussanierung«

Tausende Menschen demonstrieren in Frankfurt am Main für bezahlbare Mieten

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Gegen hohe Mieten und den Mangel an bezahlbaren Wohnungen gingen in der hessischen Bankenmetropole Frankfurt am Main am Wochenende Tausende Menschen auf die Straße. Die Polizei sprach von »mindestens 5000«, die Veranstalter von »locker 10 000« Teilnehmern, die dem Aufruf eines landesweiten Aktionsbündnisses aus Dutzenden Verbänden, Gewerkschaften und Organisationen folgten.

Zahlreiche selbst angefertigte Schilder und Banner verdeutlichten, dass die Wohnungsfrage vielen Menschen in der Bankenmetropole und in nahen Großstädten wie Offenbach, Darmstadt, Wiesbaden und Mainz auf den Nägeln brennt und Betroffene gegen unhaltbare Zustände zunehmend aufbegehren. So waren auf Papptafeln und Bettlaken Parolen wie »Wir bleiben in unseren Wohnungen, Stadtteilen und Städten«, »Stopp Luxussanierung« und »Gegen Mietervertreibung« aufgemalt. Andere forderten ein »Recht auf Wohnen, nicht auf Rendite«, nahmen große private Wohnbaugesellschaften und finanzstarke Immobilienspekulanten wie Vonovia ins Visier und forderten deren Enteignung. Wiederholt tauchte auch die Forderung nach sofortigem Stopp von Wohnraumzweckentfremdung und spekulativem Wohnraumleerstand auf.

Unterstützer des Frankfurter Mietentscheids sammelten während der Veranstaltung Unterschriften für ein Bürgerbegehren, mit dem der kommunale Wohnungskonzern ABG Frankfurt gezwungen werden soll, bei Neubauten nur noch öffentlich geförderte und preisgebundene Wohnungen zu errichten, durch Auszug freiwerdende Wohnungen »zu fairen Preisen« neu zu vermieten und die bestehenden Sozialbindungen für Wohnungen langfristig zu sichern.

Frankfurt gehört zu den Großstädten mit den höchsten Mietpreisen bundesweit. Das Bündnis »Mietenwahnsinn Hessen« hatte die Demonstration bewusst eine Woche vor der Landtagswahl am 28. Oktober anberaumt, um den Druck auf die Landespolitik zu erhöhen. Den Schulterschluss mit den Demonstranten suchten auch die Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) und Janine Wissler (LINKE).

In der Schlussphase des Wahlkampfes gehört die Wohnungsfrage zu den zentralen Themen. Hessen sei bei der Wohnraumversorgung »Schlusslicht unter den Flächenländern in Deutschland«, kritisiert Michael Rudolph, Chef des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen. »Die schwarz-grüne Landesregierung hat in der Wohnungspolitik komplett versagt. Weil der neoliberale Wohnungsmarkt das Problem nicht lösen kann, brauchen wir dringend einen wohnungspolitischen Kurswechsel«, so der Gewerkschafter. Der DGB verlangt mehr öffentliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, eine Abschaffung der Bindungsfristen von Sozialwohnungen und als Schutz vor Spekulationen eine zehnjährige Kündigungssperrfrist bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.