»Keine Romantik!«

Bob Hanning treibt die deutschen Handballer an - weil die WM im eigenen Land richtungweisend für die Sportart ist

  • Christoph Stukenbrock
  • Lesedauer: 3 Min.

DHB-Vize Bob Hanning macht dem Nationalteam ordentlich Dampf und fordert zu Beginn der heißen Phase der WM-Vorbereitung vor allem eines: mehr Leistung.

Von Christoph Stukenbrock, Hamburg

Handball-WM nach fünf Jahren wieder bei ARD und ZDF

Die Spiele der deutschen Handballer bei der Heim-Weltmeisterschaft im kommenden Januar werden im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein. ARD und ZDF haben sich mit der Sportmarketingagentur Lagardère Sports auf eine Übertragung der TV-Rechte für das Turnier verständigt, wie die öffentlich-rechtlichen Sender am Montag mitteilten. Zudem enthalte die Vereinbarung mit Lagardère auch die Berichterstattung von allen weiteren Spielen der jeweiligen Turniere. Damit wird eine Handball-WM erstmals seit 2013 in Deutschland wieder live im Free-TV zu sehen sein.

Darüber hinaus sicherten sich ARD und ZDF die Fernsehrechte für die WM-Turniere 2021, 2023 und 2025 sowie für die Europameisterschaften 2020, 2022 und 2024. »Wir freuen uns sehr, dass die Handball-Weltmeisterschaften den Weg zurück ins frei empfangbare Fernsehen gefunden haben und wir auch weiterhin über die Europameisterschaften live und umfassend berichten können«, sagte der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm. Im Bemühen, die Sportart als Nummer zwei hinter dem Fußball zu etablieren, dürfte das für den Deutschen Handballbund ein wichtiger Schritt sein. dpa/nd

Mehr Leistung, mehr Leidenschaft, mehr Erfolg: Mit deutlichen Worten hat Bob Hanning die deutschen Handballer auf die heiße Phase der WM-Vorbereitung eingeschworen. Die Zeit der Nebenkriegsschauplätze sei nun vorbei, mahnte der DHB-Vizepräsident vor den anstehenden Länderspielen gegen Israel und den Kosovo. »Ich fordere von der Mannschaft und von uns allen drum herum eine hundertprozentige Bereitschaft für den sportlichen Erfolg - und keine Romantik«, sagte Hanning: »Wir sollten durchziehen und uns voll auf die 40 mal 20 Meter des Spielfeldes fokussieren. Das täte uns allen gut.«

Gut elf Wochen vor der WM im eigenen Land hat Hanning Redebedarf. Die harsche Kritik einiger Spieler am Terminkalender und der folgende Streit mit den Funktionären hatten dem Leistungssportchef der Nationalmannschaft nicht sonderlich gefallen. Und überhaupt: Statt um das für die ganze Sportart richtungweisende Turnier ging es zuletzt viel zu sehr um Themen abseits des Feldes. »Solche Dinge sind so kurz vor einer WM im eigenen Land nicht zielführend«, sagte Hanning.

Nach zwei neunten Plätzen bei den letzten Großturnieren gibt Hanning den Handballern ordentlich Feuer. Die Unstimmigkeiten zwischen Mannschaft und Bundestrainer Christian Prokop seien »sehr ehrlich miteinander analysiert und besprochen« worden, nun nimmt er die Profis in die Pflicht. Denn »Fakt« sei, »dass unsere Spitzenspieler in ihren Vereinen zurzeit nicht stabil ihre Leistung abrufen. Es sind längst nicht alle in Topform«, einige kämen momentan kaum bis gar nicht zum Einsatz. »Ich möchte, dass die Spieler mehr in die Verantwortung gehen und die Situation so annehmen, wie sie ist«, sagte Hanning. Die aktuelle Lehrgangswoche müsse man nutzen, um sich gemeinsam auf das große Ziel einzuschwören: »Auf dem Spielfeld, aber auch daneben.« Deutschland habe bei jedem Turnier die Chance, Erster zu werden: »Wir können aber auch Zehnter werden. Das Resultat bestimmen stets wir. Und zwar wir alle, nicht ein Einzelner.«

Auch ohne Hannings scharfe Rhetorik liefert der Auftakt der EM-Qualifikation genug sportlichen Anreiz. So sind die Partien am Mittwoch gegen Israel in Wetzlar und am Sonntag gegen den Kosovo in Pristina wichtige Bausteine in Prokops WM-Casting, sind sie doch die letzten Pflichtspiele vor dem Höhepunkt im Januar. Sorgen bereitet in erster Linie die Position des Spielmachers. So wurde für die Qualifikationsspiele Martin Strobel reaktiviert - ein 32-jähriger Zweitligaspieler

Nicht zuletzt geht es für Kapitän Uwe Gensheimer und Co. aber auch darum, schon jetzt mit beherzten Auftritten eine WM-Euphorie loszutreten. Denn bislang spielt das Turnier in der öffentlichen Wahrnehmung noch keine große Rolle. »Unsere Torhüter Silvio Heinevetter und Andi Wolff haben das Potenzial, zu den Gesichtern der WM zu werden«, meint Hanning. Doch auch Typen wie Matthias Musche und Patrick Wiencek könnten die Menschen begeistern: »Durch sportliche Leistung, aber eben auch durch ihre Emotionalität und ihr sympathisches, unverstelltes Auftreten.« SID/nd

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