Rot-Rot-Grün muss aufklären

MEINE SICHT: Martin Kröger über die Vorwürfe des Flüchtlingsrats

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Ein 27-jähriger behinderter Mann zwangssediert, Mutter von Kleinkindern getrennt, Schläge durch Polizisten, auch auf eine schwangere Frau. Die Berichte der Betroffenen einer Sammelabschiebung, die der Flüchtlingsrat Berlin erneut publik machte, stehen in krassem Widerspruch zur Politik, die Rot-Rot-Grün versprochen hat.

Denn im Koalitionsvertrag hatte das Mitte-links-Bündnis nichts weniger als einen »Paradigmenwechsel« versprochen. An die Stelle einer »reinen Abschiebepolitik« sollte eine »Förderung der Rückkehr« treten. Eine Trennung von Familien bei Abschiebungen sollte es nicht mehr geben. Außerdem sollten die Betroffenen Anspruch auf anwaltliche Betreuung und Begleitung auch während der Vollstreckung der aufenthaltsbeendenden Maßnahmen bekommen, hieß es.

Im kritisierten Fall aus dem Sommer berichten die Betroffenen dagegen, dass ihnen die Mobiltelefone von Berliner Polizisten abgenommen worden seien - nicht einmal Telefonnummern der Anwälte durften sie demnach notieren. Jede Kontaktaufnahme zu Angehörigen oder Anwälten wurde unterbunden.

Natürlich ist das Aufenthaltsgesetz Bundesrecht. Aber Rot-Rot-Grün hätte dennoch Spielräume, die Liberalisierungen umzusetzen. Erst recht, wenn die Berliner Ausländerbehörde den Hut auf hat. Das Mindeste wäre, die Vorwürfe richtig aufzuklären.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -