- Kommentare
- Fall Khashoggi
Berliner Betroffenheit
Roland Etzel zur deutschen Reaktion auf den Khashoggi-Mord
Auch ohne den Khashoggi-Mord sind saudi-arabische Petro-Dollars blutgetränkt. Es ist also ziemlich unerheblich, ob Siemens-Chef Kaeser der royalen Mörder-Clique in Riad jetzt höchstpersönlich seine Aufwartung macht. Aus Image-Gründen tut er es nicht - aber die Geschäftsinteressen seines Konzerns in Saudi-Arabien kann er auch über diskrete Kanäle vortragen. Und man darf sicher sein, dass dies geschieht.
Auch Berlin gibt sich betroffen. Das ist ihr abzunehmen. Mit solch beispielloser Unverfrorenheit ihrer königlichen Partner bei deren staatlich gelenktem Mord hatten sie wohl nicht gerechnet. Kanzlerin Merkel und Wirtschaftsminister Altmaier sind ungehalten, denn die dreisten Lügen der Saudis im Fall Khashoggi verlangen ihnen erhebliche sprachliche Verrenkungen ab, um ihre Kumpanei mit Riad im allgemeinen und die Rüstungs-Deals im besonderen zu verteidigen. Und doch tun sie es.
Anders ist die Eierei Altmaiers, man strebe lieber eine »gesamteuropäisch abgestimmte« Strategie gegenüber Riad als Alleingänge an, nicht zu deuten. Jeder weiß: Diese Strategie wird es in den nächsten fünf Jahren nicht geben, also auch keine Konsequenzen. Oder gar Strafmaßnahmen wie im Fall Skripal. Da war man schnell mit Sanktionen, auch ohne Beweise. Aber Riad ist eben nicht Moskau.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.