Vernetzung gegen Akelius

Mieterinnen und Mieter des Wohnungskonzerns trafen sich zur vierten Vollversammlung in Kreuzberg

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 2 Min.

»Akelius saniert Wohnungen in einer Qualität, die man auch in Neubauwohnungen vorfindet«, verspricht die schwedische Wohnungsgesellschaft in ihrem Onlineauftritt und präsentiert dazu gut ausgeleuchtete Hochglanzbilder. Hört man sich jedoch unter aktuellen Mieter*innen des börsennotierten Unternehmens um, zeichnet sich sehr schnell ein ganz anderes Bild. Von horrenden Mieten, längerem Leerstand, unangenehmen Bauarbeiten oder spitzelnden Handwerkern ist da die Rede.

Um sich diesen Praktiken des Konzerns zu widersetzen, organisieren sich seit längerer Zeit einige Hundert Akelius-Mieter*innen und bieten einander Hilfe an. Am Sonntag fand im Aquarium des Südblocks in Kreuzberg die vierte Vollversammlung statt. Eingeladen waren dieses Mal auch drei Vertreter*innen der Initiative »Deutsche Wohnen & Co enteignen«. »Wir beobachten, dass Akelius zunehmend auch hier Wohnungen in Eigentumswohnungen umwandeln will«, sagte einer der Anwesenden, er nennt sich Lars Schmidt, dem »nd«. Zuvor hätten die Schweden lediglich bestätigt, Immobilien in Hamburg umzuwandeln. Mieter*innen aus Friedrichshain und Kreuzberg hatten dies auf der Versammlung am Sonntag berichtet, sie hätten Briefe vom Bezirksamt erhalten, welche die Umwandlung ankündigten. Andere Mieter*innen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. »Die Ämter sind überfordert. Es ist fast unmöglich, Hilfe zu bekommen«, so Schmidt. Es gebe Berichte darüber, dass mancherorts der Milieuschutz nicht eingehalten werde. »Akelius hat überhaupt kein Interesse an Altmietern.«

Dass die Wohnungsgesellschaft nicht ganz unproblematisch im Umgang mit ihren Mieter*innen ist, kann auch der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, bestätigen: »Wir stellen fest, dass die Mietpreise, die Akelius mancherorts verlangt, Irrsinn sind.« Das Grundproblem seien die Modernisierungen. Akelius modernisiere nicht nur in leer stehenden Wohnungen, sondern auch bei bestehenden Mietverhältnissen. »Die Gesetzgebung ist an dieser Stelle leider nicht so glücklich«, so Wild.

Ein Mitarbeiter von Akelius erklärte auf nd-Anfrage, die hohen Preise seien durch Sanierungsmaßnahmen gerechtfertigt. Weitere Nachfragen wollte man jedoch ausschließlich schriftlich beantworten.

Die Akelius-Mieter*innen wollen ihr Engagement ausweiten. Derzeit wird über stadtteilbezogene Zusammenarbeit nachgedacht. Auch mit der Kampagne »Deutsche Wohnen & Co enteignen« wolle man sich solidarisieren, so Schmidt.

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