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Streit ums Geld überschattet Olympiareferendum

Die Bürger Calgarys stimmen über eine Bewerbung um die Winterspiele 2026 ab. Lehnen sie diese ab, wird das Kandidatenfeld sehr klein

  • Christina Horsten, Calgary
  • Lesedauer: 2 Min.

Katarina Witt holte Eiskunstlaufgold für die DDR, Marina Kiehl gewann die alpine Abfahrt für die Bundesrepublik. Die meisten Medaillen erkämpfte die Sowjetunion, aber die heimlichen Stars waren der britische Skispringer Michael Edwards (»Eddie the Eagle«) und das jamaikanische Bobquartett, das sich zum ersten Mal für Olympia qualifiziert hatte. Disney verarbeitete ihr Abenteuer sogar zum Erfolgsfilm »Cool Runnings«. Organisatorisch lief nicht alles glatt, aber insgesamt boten die Olympischen Winterspiele 1988 in Calgary ein unterhaltsames Programm mit hoher sportlicher Qualität.

Gibt es 38 Jahre später eine Wiederholung? Calgary hat sich erneut beworben, diesmal um die Spiele 2026, aber der Widerstand ist groß. Fast wäre das Projekt schon ganz geplatzt, nachdem offene Finanzierungsfragen zwischen dem kanadischen Staat, der Provinz Alberta und der Stadt zu Streit geführt hatten.

Berlin will Special Olympics 2023

7000 Sportler aus 180 Ländern, 40 000 freiwillige Helfer, 88 Millionen Euro Budget: Die Special Olympics sind ein Megaprojekt, und 2023 sollen sie nach Berlin kommen. Wenn an diesem Dienstag in Chicago die Weltspiele der Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung vergeben werden, sind sich Politik und Sport einig wie selten: Dieses Projekt würde Berlin und Deutschland voranbringen, es wäre ein Meilenstein in Sachen Inklusion.

Der Bundestag sprach sich am vergangenen Donnerstag in seltener Eintracht für die Bewerbung aus. Über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg wurde die Kampagne begrüßt. Wenige Stunden später sicherten die Haushälter dem Dachverband Special Olympics Deutschland schon für 2019 eine Anschubhilfe in Höhe von 360 000 Euro zu, sollte Berlin den Zuschlag bekommen. 35 Millionen Euro an Steuergeld sollen bis zur Ausrichtung folgen. Flankierend sollen deutschlandweit 180 Städte eingebunden werden.

Letzter Gegner Berlins im Bewerberprozess ist Moskau, die Entscheidung trifft das Präsidium von Special Olympics International (SOI). An den vergangenen Ausgaben in Los Angeles 2015 und Schladming 2017 nahmen 6500 beziehungsweise knapp 3000 Athleten teil. Berlin wartet mit einem griffigen Konzept mit kurzen Wegen auf. In 26 Sportarten können sich die Sportler im Umkreis von nur zehn Kilometern um das Brandenburger Tor messen. Sämtliche Sportstätten sind bereits vorhanden. SID/nd

Die Kosten für Olympia liegen laut TV-Sender CBC bei umgerechnet rund 3,5 Milliarden Euro, von denen rund 2,0 Milliarden aus Steuermitteln kommen sollen. In letzter Minute gab es einen Kompromiss, trotzdem sprach sich der Stadtrat mehrheitlich für einen sofortigen Stopp der Kandidatur aus.

An diesem Dienstag dürfen aber die Bürger Calgarys per Referendum entscheiden. »Sind Sie dafür oder dagegen, dass Calgary die Olympischen Winterspiele 2026 austrägt?«, wird auf dem Wahlzettel gefragt. Beobachter rechnen mit einer hohen Wahlbeteiligung. Schon vor dem Wahltag hatten rund 55 000 Menschen ihre Stimme in Wahllokalen oder per Brief abgegeben. Letzte Umfragen sahen die Olympiagegner vorn.

Kritiker sagen, die Kosten für die Spiele seien zu hoch und die Budgetvorschläge unrealistisch. Befürworter meinen, die Kosten könnten im Rahmen gehalten werden, weil weniger neue Wettkampfstätten gebaut, sondern alte renoviert werden könnten. Zudem bringe die Austragung der Spiele Investitionen und Prestige mit sich. Calgarys Bürgermeister Naheed Nenshi befürwortet eine Kandidatur: »Jeder weiß, dass ich Olympia liebe.«

Sollten sich die Bürger gegen die Bewerbung entscheiden, blieben nur noch Stockholm und Mailand in Verbindung mit Cortina d’Ampezzo als Kandidaten übrig. In Schwedens Hauptstadt gibt es aber ebenfalls politischen Widerstand, in Italien ist eine Finanzierung unklar. IOC-Präsident Thomas Bach hatte sich zuletzt lobend über die italienische Bewerbung geäußert: »Diese Kandidatur ist sehr stark.« Bislang wird sie aber nur von den Regionen Lombardei und Venetien finanziell getragen - aber nicht von der Staatsregierung in Rom.

Zuletzt hatten Buenos Aires und Ushuaia auf Feuerland angekündigt, nachträglich eine Bewerbung zu prüfen. Bach schloss allerdings aus, dass das Verfahren noch einmal eröffnet wird. Denn es ist erklärter Wille des IOC, mit den Spielen in eine traditionelle Wintersportregion zurückzukehren. dpa/nd

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