Demokratiepreis für das Ostritzer Friedensfest

Auch Brandenburger Schüler wurden kürzlich in Kiel wegen ihres Engagements geehrt

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Kiel. Das Ostritzer Friedensfest hat es nach Ansicht des Vereins »Gegen Vergessen - Für Demokratie« verdient, bundesweite Nachahmer zu finden. Das Engagement des sächsischen 2400-Einwohner-Ortes gegen rechtsradikale Treffen in ihrer Gemeinde direkt an der polnischen Grenze wurde am Wochenende in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel im Rahmen der dreitägigen Jahresmitgliederversammlung des Vereins mit einem besonderen Demokratiepreis geehrt. Ebenfalls ausgezeichnet wurden Schülerinnen und Schüler des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums Oranienburg/Zehdenick in Brandenburg.

Den mit 7.500 Euro dotierten Preis nahm die parteilose Ostritzer Bürgermeisterin Marion Prange zusammen mit einer kleinen Delegation aus ihrem Ort entgegen. Um rechtsextremistischen Zusammenkünften auf einem privaten Hotelgelände etwas entgegenzusetzen, hat Ostritz dank einzelner Bürger, Initiativen und Vereinen ein zivilgesellschaftliches Zeichen gesetzt. Mit dem Friedensfest sei es der Initiative gelungen, ein breites Bündnis aufzustellen, das mehr gewesen sei als eine reine Gegenveranstaltung gegen Rechts, hieß es in der Begründung der Jury.

Das Friedensfest war eine Antwort auf die braunen Machenschaften, die weit über die Region Beachtung fand. Die erste Auflage fand im April statt. Anfang November trafen sich erneut mehr als 3000 Menschen, um gegen Rechts zu protestieren. Und von den nach Kiel mitgereisten Ostritzer Organisatoren kommt die Botschaft: Wir machen weiter! Denn für nächstes Jahr sind weitere Neonazitreffen angekündigt. Schleswig-Holsteins stellvertretende Ministerpräsidentin Monika Heinold (Grüne) appellierte in einem Grußwort, sich in ländlichen Regionen stärker um die Menschen zu kümmern und somit öffentliche Daseinsvorsorge aufrecht zu erhalten.

Mit viel Beifall bedacht wurde in Kiel auch die Überreichung des Waltraud-Netzer-Jugendpreises an die Brandenburger Schüler des 11. und 12. Jahrgangs. Diese hatten ein Begleitprogramm für die renommierte Yad-Vashem-Ausstellung »Deutsche Gerechte unter den Völkern - Ich bin meines Bruders Hüter« erstellt und sich an ihrer Schule als Ausstellungs-Guides mit der NS-Verfolgung der Juden beschäftigt. Für ihr Engagement bekamen die Schüler eine Einladung in die Gedenkstätte nach Israel. Im nächsten Jahr bricht erstmals auch eine Gruppe von Brandenburger Lehrkräften zu einer zehntägigen Gedenkreise nach Israel auf. Der in Kiel überreichte Preis an die Schüler ist verbunden mit 1500 Euro. Die sollen in ein Antisemitismusprojekt fließen, wie Schulleiter Dieter Starke berichtete.

Der Verein »Gegen Vergessen - Für Demokratie« existiert seit 25 Jahren. Er hat bundesweit mehr als 2000 Mitglieder in 40 Regionalgruppen. Sie organisieren jährlich über 400 Veranstaltungen. Bei der Zusammenkunft in Kiel wurde der Vorsitzende Bernd Faulenbach in seine dritte Amtsperiode wiedergewählt. Den Demokratiepreis gibt es seit 2005. Zu den Preisträgern zählten seither unter anderem der Ex-Bundespräsident Johannes Rau, die Musikband »Die Prinzen« und das Fußballmagazin »11 Freunde«. Der Jugendpreis wird seit 2010 vergeben. Er ging unter anderem an das Berliner Projekt WorldCitizen e.V., den Bildungsverein Die Kopiloten e.V. aus Kassel und das Projekt »ÜberLAGERt« des Landesjugendrings Brandenburg.

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