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500 Migranten versuchen US-Grenzanlagen zu stürmen

Grenzer schießen Tränengas auf mexikanisches Grenzgebiet / 5.000 Migranten harren in Tijuana aus

  • Lesedauer: 4 Min.

Mexiko-Stadt. Rund 500 Migranten aus Mittelamerika haben versucht, die Grenze von Mexiko zu den USA zu überwinden. Am Sonntag demonstrierten zunächst rund 1000 Migranten friedlich und forderten, in die USA einreisen zu dürfen. Schließlich lösten sich mehrere hundert Teilnehmer aus dem Demonstrationszug, um die Grenze zu überwinden. Unter ihnen waren auch Frauen mit Kindern. Die mexikanische Polizei konnte die Menge nicht aufhalten.

In dem Grenzgebiet spielten sich chaotische Szenen ab: Die Demonstranten kletterten zunächst über eine erste Metallbarriere, die noch auf mexikanischem Gebiet steht. Daraufhin setzte der US-Grenzschutz Tränengas ein, Hubschrauber der US-Armee überflogen das Gebiet.

Migranten bedeckten sich mit T-Shirts die Gesichter, um sich vor dem Tränengas zu schützen. »Sie werden uns töten«, schrie eine Frau. Viele Migranten wussten zudem nicht, ob sie nach Überwinden der ersten Barriere bereits in den USA waren oder nicht. Einige der Migranten machten schließlich kehrt, während andere auf eine zweite Absperrung mit Stacheldraht zurannten, hinter der sich US-Grenzschützer postiert hatten. Die Grenzübergänge, die Tijuana und San Diego trennen, wurden daraufhin geschlossen.

»Wir sind bereit zu sterben, um die Grenze zu überqueren«, sagte Mario López aus Honduras. Letztlich gelang es offenbar nur einer kleinen Gruppe von Migranten, kurz auf US-Territorium vorzudringen, wie AFP-Reporter berichteten. Sie zogen sich dann aber angesichts des Tränengases wieder zurück. Ein Migrant sagte zudem, die US-Sicherheitskräfte hätten Gummikugeln abgefeuert. Er zeigte zwei rund drei Zentimeter große Blutergüsse auf seinem Bauch. Honduras Außenministerium verurteilte in einer Erklärung einen Einsatz von Gummigeschossen.

US-Präsident Donald Trump reagierte via Twitter auf den Zwischenfall. Es wäre sehr klug, wenn Mexiko die Migranten weit vor der Südgrenze der USA stoppen würde, schrieb er. US-Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen warf den Migranten vor, US-Grenzschützer mit Wurfgeschossen attackiert zu haben. Ihr Ministerium werde eine solche »Gesetzlosigkeit nicht tolerieren« und nicht zögern, Grenzübergänge aus Sicherheitsgründen zu schließen. Der mexikanische Innenminister Alfonso Navarrete Prida kündigte an, gewalttätige Migranten, die auf den Grenzzaun geklettert sind, zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen.

In Tijuana sind inzwischen etwa 5.000 Migranten aus Mittelamerika angekommen, die auf Asyl in den USA hoffen. Sie hatten sich mit der sogenannten Migrantenkarawane auf eine mehrwöchige Reise in Richtung US-Grenze gemacht.

Die Lage in Tijuana hatte sich in den vergangenen Tagen weiter zugespitzt. Tijuanas Bürgermeister Juan Manuel Gastélum sagte, seine Stadt sei überfordert. Er befürchtet, dass die Migranten mehr als ein halbes Jahr in Tijuana ausharren, bis ihr Asylantrag vom US-Grenzschutz bearbeitet wurde. Die Stadt hat inzwischen den »humanitären Notstand« ausgerufen.

Die künftige mexikanische Regierung unter Präsident Andrés Manuel López Obrador wies Berichte zurück, dass sie mit der US-Regierung ein Asylabkommen ausgehandelt habe. »Wir haben keine Abmachungen mit der US-Regierung getroffen, auch weil wir noch nicht an der Regierung sind«, sagte die designierte Innenministerin Olga Sánchez Cordero der »La Jornada« zufolge.

Mexikos neue Regierung wird am 1. Dezember vereidigt. Die »Washington Post« hatte berichtet, Mexiko werde die Asylsuchenden solange beherbergen, bis ihre Fälle von US-Gerichten geprüft worden seien. Darauf hätten sich beide Seiten geeinigt.

Aus Sicht des salvadorianischen Kardinals Gregorio Rosa Chávez unterschätzen die USA und Europa die Folgen der Armut in Lateinamerika. »Das wird sich bitter rächen«, erklärte der 76 Jahre alte Geistliche dem »Kölner Stadt-Anzeiger« mit Verweis auf die Migrantenkarawane in Richtung der USA. In seinem Land herrsche ein Krieg, in dem Arme gegen Arme kämpfen. Größtes Problem sei die Kriminalität der Jugendbanden, der sogenannten Maras, denen geschätzt 100.000 junge Salvadorianer angehören. Die Mordrate ist mit 108 auf 100.000 Einwohner eine der höchsten weltweit.

Der Europäischen Union (EU) warf Chávez vor, sich von ihren sozialen Ursprüngen entfernt zu haben: »All euer Denken, Reden und Handeln ist bestimmt vom Kapital. Ihr lebt in einem System aus Geld und Gewinn, und ihr vergesst die Menschen. Das kann nicht gutgehen.« Es brauche einen grundlegenden Perspektivwechsel.

»Es fällt schwer zu glauben, dass ein paar tausend Menschen aus den ärmsten Regionen der Welt, die ein besseres Leben suchen, eine Bedrohung für die USA darstellen sollen«, erklärte Moritz Krawinkel, Lateinamerikareferent von medico international. »Solange das Recht der Menschen auf ein menschenwürdiges Leben in ihren Ländern nicht gewährleistet ist, solange werden sie ihr Recht in Anspruch nehmen, dorthin zu gehen, wo sie sich ein Überleben erhoffen.« Agenturen/nd

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