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Sprechende Erbsen
Funny van Dannens neue Stories und Songs
Funny van Dannen hat es raus. Alles wirkt bei ihm ähnlich, und doch sind seine Bilder, Lieder und Geschichten immer wieder sehr originell. Und lustig, oft auch anrührend.
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Funny van Dannen: Die weitreichenden Folgen des Fleischkonsums.
Edition Tiamat, 180 S., geb., 16 €, »Alles gut, Motherfucker« (CD, Edition Tiamat, 16,90 €).
Emotion durch Ironie lautet sein Rezept. »Nimm deine traurigen Lieder und schmeiß sie in den Mülleimer« heißt ein altes Lied von ihm. Wie seine berühmte Aufforderung »Geh weg mit deiner Herzscheiße« ist das genau andersherum zu verstehen.
Seine Lieder sind wie kleine Geschichten und seine Geschichten sind wie skizzierte Lieder. Nur dass es in den Geschichten mehr sprechende Tiere gibt. In »Die weitreichenden Folgen des Fleischkonsums«, seiner neuen Sammlung von Kurz- bzw. Kürzestgeschichten, wollen eine Kuh und eine Stute heiraten. »Geht nicht, sagt der Bauer. Ehe für alle, sagen die beiden. Der Bauer lacht. Da habt ihr was falsch verstanden.« Und dann lacht er sich tot, aber es gibt trotzdem kein Happy End.
In dem Buch sind auch sprachbegabte Erbsen und Zwiebeln unterwegs. Oder ein Sahnehering, der ja genau genommen nicht lebt. Trotzdem möchte er in den Zoo, verläuft sich und landet im Zoo, ohne dass er es merkt. Die Zootiere verraten es ihm nicht, denn er ist in Freiheit und sie sind Gefangene.
In einer andern Geschichte möchte ein Schweineschnitzel zum Ballett und ein Kotelett zur Polizei, ein »Jeanskaktus« wird von einer Hexe fertiggemacht und die Nacht spricht mit dem Weihnachtsbaum - bei Funny van Dannen alles kein Pro-blem, sondern logisch.
Menschen sind in diesen Geschichten natürlich auch vorhanden. Mit viel Begehren und Enttäuschungen. Zwei Rentnern erscheint sogar Bruce Lee, weil sie frauenverachtend auftreten, und droht ihnen Schläge an. Und wenn der Osterhase keine bunten, sondern schwarze Eier bringt, wird er von den Menschen angebrüllt: »Dieser Kreativitätswahnsinn muss mal aufhören, diese widerliche Originalitätssucht macht das Leben öde.«
Vielleicht möchten die Menschen deshalb auch keine CDs mehr kaufen? Funny van Dannen meinte schon vor zehn Jahren, keine mehr machen zu wollen. Trotzdem erscheint parallel zu seinem neuen Buch auch ein neues Musikalbum, praktischerweise im selben Verlag, in der Edition Tiamat. Es heißt kämpferisch »Alles gut Motherfucker«. Frage am Rande: Benutzt überhaupt noch jemand dieses Wort? Vielleicht die Leute, die noch CDs kaufen.
Diese hier ist jedenfalls klar eine seiner besseren. Er singt davon, wie die Dünen am Strand mit ihm sprechen und fordert von den Religionen, sie mögen ihn verschonen, denn »wer den Wert eines Menschen am Glauben misst, ist, glaube ich, psychisch krank«. Das Motto dieser Platte lautet: »Forever Yin Forever Young«. Die Lieder wirken reif und weise, gesungen im klassischen Stil zwischen Chris de Burgh und Jonathan Richman. Historisch also weit weg, fast so weit wie Elvis und Bruce Lee. Aber das sind ja Klassiker. Funny van Dannen wird auch noch einer.
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