- Kultur
- Ozzy Osbourne
Kopf ab bei der Fledermaus
Ständig dicht und über Jahre verrrückt. Ozzy Osbourne wird 70 - ein Wunder!
Ich war ständig dicht und über Jahre verrückt.« Dieses Zitat stammt von Ozzy Osbourne - und beschreibt den Zustand, in dem sich der Musiker über rund vier Jahrzehnte befand. Mehrmals ist er dem Sensenmann von der Schippe gesprungen, hat Millionen in Drogen und Alkohol investiert, ist auf seine Ehefrau losgegangen und biss einer Fledermaus auf der Bühne den Kopf ab. Dass er nicht wie Jim Morrison (The Doors), Janis Joplin oder Bon Scott (AC/DC) im Rausch vorzeitig abgetreten ist, grenzt an ein Wunder. Ein Wunder, an das selbst er nicht so richtig glauben kann. Am Montag wird der »Madman« 70 Jahre alt.
Osbourne ist nicht weniger als eine Legende. Mit Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward hat der aus der englischen Arbeiterstadt Birmingham stammende »Fürst der Finsternis« Ende der 1960er Jahre die Hard-Rock-Band Black Sabbath gegründet. Durch schwere Gitarrenriffs, einer düsteren Atmosphäre und Osbournes unheilvollem Organ hat sie ein eigenes Musikgenre geschaffen: den Heavy Metal. Die ersten sechs Alben der Truppe müssen bei jedem langhaarigem Musikliebhaber im Plattenregal stehen. »Hamlet«, »Die Leiden des jungen Werthers« und »Mutter Courage und ihre Kinder« gehören zum Kanon klassischer Literatur, Black-Sabbath-Hymnen wie »Children of the Grave«, »Iron Man« und »Paranoid« sind ihr Metal-Äquivalent.
Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!
Nach zwei durchschnittlichen Platten und dem anschließenden, drogenbedingten Rausschmiss bei Black Sabbath fand Osbourne mit den beiden Soloalben »Blizzard of Ozz« und »Diary of a Madman« Anfang der 1980er noch einmal zur Hochform. Kurz zuvor heiratete er seine zweite Frau Sharon, die Tochter des ehemaligen Sabbath-Managers und Jet-Records-Chefs Don Arden. Dann begann der langsame Abstieg von Ozzy. Gleichzeitig drehten Black Sabbath mit ihrem neuen Sänger Ronny James Dio noch einmal auf: »Heaven and Hell« und »Mob Rules« stehen bei nicht wenigen Fans höher im Kurs als das eine oder andere Album mit Osbourne-Beteiligung.
Den absoluten Tiefpunkt in seiner Karriere erlebte Osbourne in der Dokusoap »The Osbournes« auf MTV, die ihn, seine Frau und zwei seiner Kinder zwischen 2002 und 2004 im Alltag zeigte. Darin ist der Musiker zugedröhnt beim Fernsehgucken zu sehen oder torkelt besoffen durch die Straßen seines Villenviertels. Echt grausam. Die Kinder Jack und Kelly hatten während der Dreharbeiten mit Alkohol und Drogen zu kämpfen. Ganz der Papa eben. Kommerziell war die Serie ein voller Erfolg. Für gute Verträge dürfte Managerin Sharon gesorgt haben.
2013 geschah dann das Unglaubliche: Black Sabbath veröffentlichten mit »13« in der Besetzung Osbourne, Iommi und Butler ihr 19. Studioalbum. Das Schlagzeug spielte Brad Wilk ein, früher bei Rage Against The Machine aktiv. Eine Welttournee folgte.
Das wäre ein schöner Schlusspunkt für den gebürtigen Engländer gewesen. Doch Pustekuchen! Für das kommende Jahr sind wieder Konzerte von Ozzy Osbourne quer über den Globus angekündigt. Wer einen desillusionierten alten Mann über die Bühne stolpern sehen will, wird vermutlich wieder eine Stange Geld auf den Tisch legen müssen. Alle anderen setzen sich vor die heimische Anlage und hören die alten Platten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.