Lichter zünden gegen den Hass

Auch 80 Jahre nach der Reichspogromnacht ist Antisemitismus kein Thema der Vergangenheit

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist widerlich und zutiefst beschämend: In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden in Oberschöneweide an 21 Schaufensterscheiben und Häuserfassaden in zwei Straßenzügen antisemitische Hetzparolen geschmiert. Der oder die Täter haben sich einmal so richtig ausgetobt und ihrem Hass auf Juden freien Lauf gelassen.

Es sind Straftaten wie diese, die deutlich machen, dass auch 80 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen der Reichspogromnacht Antisemitismus kein Thema der Vergangenheit ist. Antisemitismus hat es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg immer gegeben. Seit einigen Jahren tritt er aber immer offensiver und aggressiver auf. Sei es im Internet, wo ein jeder seinen Hass ungefiltert rausposaunen kann und Foren schnell Unterstützer findet, oder eben auf der Straße in Form von Schmierereien oder tätlichen Übergriffen.

Die Antisemiten zeigen sich dabei äußerst flexibel. Galt früher plump »der Jude« als der Feind unter den Nationen, ist es heute zumeist Israel, der jüdische Staat, der als Aussätziger unter den Staaten diskreditiert wird. Um es an dieser Stelle noch mal in aller Deutlichkeit zu sagen: Jeder kann die konkrete Politik der israelischen Regierung kritisieren. Wer aber doppelte Standards an die Kritik setzt, Israel als »Apartheidsstaat« verunglimpft, zum Produktboykott aufruft oder aus welchem Grund auch immer die Existenz des Staates infrage stellt, ist ein Antisemit.

Die Hetze im Netz, die Anfeindungen auf der Straße, die Angriffe auf Israel: Alles zusammengenommen sorgt für ein Klima des Hasses, das die jüdischen Gemeinden besorgt. Das erste Licht der Channukia, das seit Sonntagabend wieder vor dem Brandenburger Tor gemeinsam mit dem Christbaum den Pariser Platz erleuchtet, ist deshalb ein ganz wichtiges Zeichen. Es symbolisiert den Triumph des Lichtes über die Dunkelheit. Es macht Mut und zeigt, dass der Hass niemals siegen wird.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -