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Air Berliner erfolgreich vermittelt
Die Transfergesellschaft kann nach einem Jahr eine gute Zwischenbilanz vorweisen
»Die Transfergesellschaft Air Berlin ist eine Erfolgsgeschichte« lobt die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach (LINKE), am Montag bei der Vorstellung der Zwischenbilanz. Mit einer Vermittlungsquote von 87,3 Prozent habe der überwiegenden Mehrheit der von der Air Berlin-Insolvenz betroffenen Beschäftigten der Weg in eine neue berufliche Zukunft geebnet werden können. »Dabei handelt es sich fast ausschließlich um sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse«, so Breitenbach.
Nach der Insolvenz von Air Berlin im vergangenen Jahr und dem Verkauf großer Teile der Gesellschaft an Lufthansa und Easyjet standen viele Mitarbeiter*innen des Unternehmens vor einer ungewissen Zukunft. »Zu Beginn hatten wir die Hoffnung, dass die Mitarbeiter von den Käufern übernommen werden«, sagt Breitenbach. »Diese Hoffnung hat sich jedoch schnell zerschlagen.« Den Käufern sei es weniger um die Beschäftigten als um die Start- und Landerechte des Unternehmens gegangen. Die Air Berlin-Beschäftigten seien »Opfer des gnadenlos umkämpften Wettbewerbs im Luftverkehr geworden«, so Katharina Wesenick vom Bundesvorstand der Gewerkschaft ver.di.
- Am 15. August 2017 beantragt Air Berlin Insolvenz.
- Am 1. November 2017 startet die Transfergesellschaft »Boden«.
- Die Mitarbeiter erhalten für sechs Monate 75 Prozent des bisherigen Gehalts.
- 15,35 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. 11,55 Millionen Euro vom Berliner Senat (davon 1,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds ESF) und 3,8 Millionen Euro aus der Insolvenzmasse von Air Berlin
- 838 ehemalige Air Berlin-Mitarbeiter*innen haben dieses Angebot bislang angenommen, von den 668, die das Programm schon durchlaufen haben, wurden 583 in neue Arbeit vermittelt (Vermittlungsquote 87,3 Prozent)
- Vermittlungen: 561 (84 Prozent) Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, 9 Selbstständigkeit, 4 Studium, 2 Weiterbildungen, 7 Sonstiges. mfr
Besonders betroffen waren die Beschäftigten in der Verwaltung. Um diese vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren wurde vor rund einem Jahr die Transfergesellschaft für den Betriebsteil Boden gegründet, für die der Berliner Senat 11,55 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. »Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Mittel nicht in voller Höhe ausgeschöpft werden«, so Breitenbach. Für sechs Monate erhalten die Beschäftigten dort 75 Prozent ihres bisherigen Nettogehalts durch die Bundesagentur für Arbeit und das Land Berlin und werden mit Beratung, Coaching und Qualifizierung unterstützt.
Rund ein Drittel der Air Berlin-Beschäftigten, die bislang vermittelt wurden, arbeiten weiterhin in dem Beruf, den sie vorher ausgeübt haben. »Die Beschäftigten haben sehr flexibel reagiert und sind auch in Bereiche gegangen, die sie vorher nicht kannten, wie in den Öffentlichen Dienst«, lobt der Geschäftsführer der Transfergesellschaft, Siegfried Backes. Hier sei schnell reagiert worden, normalerweise dauere es dort sehr viel länger, Personal einzustellen. »50 Personen konnten für den Öffentlichen Dienst gewonnen werden«, freut sich auch Breitenbach. Auch die Air Berlin-Mitarbeiter*innen zeigen sich zufrieden. Fast 90 Prozent bewerten die Qualität der Beratung und Vermittlung positiv, berichtet Gernot Mühge, der die Wirksamkeit der Transfergesellschaft untersucht. Sowohl bei den Vermittlungserfolgen als auch bei der Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen erziele sie »überdurchschnittlich gute Ergebnisse« und sei daher ein »arbeitsmarktpolitisch bemerkenswerter Erfolg«.
Ver.di lobt und mahnt zugleich: »Das ist ein geniales Beispiel für ein gelungenes Zusammenspiel von Politik, Arbeitsagentur und Transfergesellschaft«, meint Katharina Wesenick. Die Politik müsse in der Luftfahrtbranche jedoch bessere Rahmenbedingungen schaffen. »Die Branche wächst, aber die Arbeitsbedingungen werden schlechter.«
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