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- Handball-EM der Frauen
Mit eigener Kraft befreit
Die deutschen Handballerinen siegen im Gruppenendspiel und stehen in der EM-Hauptrunde
In einer Partnerschaft hängt ja besonders viel am Vertrauen. Es ist der Kitt, der beide Seiten zusammenhalten soll. Genau deshalb stand für die deutschen Handballerinnen und ihren Trainer Henk Groener im französischen Brest in den vergangenen Tagen mehr auf dem Spiel als nur die sportliche Qualifikation für die Hauptrunde bei der Europameisterschaft. Es geht schließlich darum, dass das neuformierte Team ihrem Coach glauben muss, dass er sie in die Weltspitze führen kann - und sein Weg dorthin der richtige ist. Wäre die EM für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nach dem dritten Vorrundenmatch beendet gewesen, hätte das Vertrauensverhältnis zwischen den besten Spielerinnen des Landes und dem Niederländer wohlmöglich langfristigen Schaden genommen.
Seit Beginn dieses Jahres hatte Groener Überzeugungsarbeit geleistet. Der neue Bundestrainer war quer durchs Land gefahren, hatte sich mit den Spielerinnen getroffen und die Bundesligavereine besucht, um für seinen Ansatz zu werben, die deutschen Frauen erfolgreicher zu machen. Mit offener und direkter Kommunikation fand er Akzeptanz. Die Tatsache, dass er zwischen 2009 und 2016 dafür gesorgt hatte, die Niederländerinnen in ein WM-Endspiel und damit in die Weltspitze zu führen, half dem 58-Jährigen bei der Überzeugungsarbeit. »Natürlich bin ich abhängig von Ergebnissen«, sagte der Bundestrainer wenige Tage vor dem Turnierauftakt in Frankreich. Ein frühes Ausscheiden hätte dafür gesorgt, dass Groeners Ansichten hinterfragt worden wären - von den Spielerinnen, dem Verband und den Klubs.
Für die Entwicklung des Frauenhandballs in Deutschland ist es wichtig, dass es anders kam. Der Einzug in die Hauptrunde dürfte allen Beteiligten etwas innere Ruhe verleihen. Weil die DHB-Elite am Mittwochabend beim entscheidenden 30:28 gegen die Tschechinnen zudem einen Stresstest bestand, gibt es in der zweiten Turnierphase in Frankreich noch drei Chancen, mit den Großen in Europa in Konkurrenz zu treten. Nach dem Umzug am Donnerstag von Brest nach Nancy treffen die Deutschen an diesem Freitagabend auf Spanien - mit einem Sieg bleibt das Halbfinale ein realistisches Ziel.
»Jetzt können wir befreit aufspielen«, sagte Alina Grijseels nach dem Erfolg in der Gruppe B über die Tschechinnen, die damit ausgeschieden sind. Nicht nur von der Spielmacherin war viel Ballast abgefallen, das gesamte Team wirkte erleichtert, als es das Gruppenendspiel gewonnen hatte. Wie hoch die Last war, wurde in der ersten Halbzeit offensichtlich, als das Team fahrig und ängstlich spielte - und nach einer Viertelstunde mit fünf Toren zurücklagen (8:13). »Wir waren nervös«, erklärte Groener. Nach dem fulminanten Auftaktsieg gegen Titelverteidiger Norwegen und der Niederlage im Anschluss gegen Rumänien war auch ein Vorrundenaus durchaus realistisch. Dass sich die DHB-Auswahl aus dieser gefährlichen Situation mit eigener Kraft befreite und in der zweiten Halbzeit deutlich souveräner auftrat, gibt ihr Zuversicht für die nächsten Duelle im Turnier.
Der Sieg gegen Norwegen war ein vielbeachteter Achtungserfolg, der jedoch erst durch den Erfolg gegen Tschechien an Wert gewann. Nicht wegen der Tatsache, dass die Deutschen mit zwei Punkten in die Hauptrunde starten, sondern weil sie bewiesen haben, unter Druck bestehen zu können. Bei der Weltmeisterschaft vor einem Jahr in der Heimat war die Mannschaft daran noch zerbrochen. In Brest befreite sie sich aus einer gefährlichen Lage, in dem in der Abwehr eine deutliche Steigerung gelang. Für eine Gruppe, die sich in der Entwicklung befindet, ist es entscheidend, eine funktionierende Defensive als Basis zu haben, weil es unwahrscheinlich ist, Spiele über eine herausragende Offensivleistung zu gewinnen.
»Wer weiß, vielleicht sind noch ein paar Überraschungen möglich«, sagte Xenia Smits vor dem Umzug nach Nancy. Heute gibt es gegen die Spanierinnen die erste Chance dazu, am Sonntag gegen Ungarn und am kommenden Mittwoch gegen die Niederlande zwei weitere Die Überzeugung, gegen alle drei Teams eine Chance zu haben, ist durch den Erfolg gegen Tschechien gewachsen - das Vertrauen in den Weg von Groener auch.
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