Verbraucher zahlen Millionen für ungenutzten Ökostrom

Entschädigungszahlungen wegen Nicht-Einspeisung von Ökostrom in Höhe von 228 Millionen Euro / Bis Jahresende Produktion von über 200 Milliarden Kilowattstunden

  • Lesedauer: 2 Min.

Augsburg. Deutsche Verbraucher müssen einem Medienbericht zufolge auch in diesem Jahr hunderte Millionen Euro für ungenutzten Ökostrom bezahlen, der nicht in die Stromnetze eingespeist wurde. »Es werden auch im Jahr 2018 Entschädigungszahlungen von Netzbetreibern an die Erneuerbaren-Energie-Anlagenbetreiber erwartet«, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur der »Augsburger Allgemeinen«. Demnach stiegen die entsprechenden Ansprüche der Anlagenbetreiber allein im ersten Quartal dieses Jahres um über 60 Prozent.

Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum kletterten die Entschädigungsansprüche laut Bundesnetzagentur von 142 Millionen Euro auf 228 Millionen Euro, weil vor allem bei kräftigen Küstenwinden die Netzkapazität nicht ausreichte, um den produzierten Ökostrom abzutransportieren.

Bereits in den vergangenen Jahren waren die Entschädigungsansprüche stark gewachsen, schreibt die »Augsburger Allgemeinen«. Im Jahr 2017 waren es laut Bundesnetzagentur 610 Millionen Euro, 2016 waren es noch 373 Millionen Euro. Für das kommende Jahr veranschlagt die Bundesnetzagentur dem Bericht zufolge außerdem 144 Millionen Euro Entschädigungsansprüche, weil Windräder auf See noch nicht angebunden sind - oder umgekehrt zu bestehenden Leitungen Offshore-Windparks noch nicht in Betrieb sind.

Gleichzeitig steuert die Ökostrom-Erzeugung in Deutschland auf einen neuen Rekord zu. Nach Berechnung des Energieriesen Eon werden Windparks, Solaranlagen und andere erneuerbare Energiequellen schon im Laufe dieser Woche mehr Strom produziert haben als im gesamten Vorjahr. »Bis Jahresende rechnen wir mit mehr als 200 Milliarden Kilowattstunden erzeugtem und eingespeistem Strom aus erneuerbaren Energien - rund fünf Milliarden mehr als 2017 und so viel wie nie zuvor«, erklärte Victoria Ossadnik, Vorsitzende der Geschäftsführung von Eon Deutschland.

Der Januar war demnach mit rund 20 Milliarden Kilowattstunden der Monat mit der höchsten Ökostromerzeugung. Davon steuerten allein die Windkraftanlagen an Land und auf See fast drei Viertel bei. Grund waren starke Windböen und der Sturm Friederike zu Jahresbeginn. Auf die Windkraft entfiel über das Jahr gesehen rund die Hälfte der Ökostromerzeugung. Die Photovoltaikanlagen waren dank des sonnigen Wetters vor allem von April bis September deutlich ertragreicher als im Vorjahr. Mit mehr als sechs Milliarden Kilowattstunden überholten sie im Juli sogar die Windkraftanlagen als stärkste Erzeugungsart unter den Erneuerbaren.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock kritisierte die Situation: »Erneuerbarer Strom darf nicht ungenutzt verschwendet werden, weil klimaschädlicher Kohlestrom die Netze verstopft«, sagte sie. Windenergie dürfe bei hohem Aufkommen nicht einfach abgeregelt werden: »Es braucht alternative Verwendungsmöglichkeiten für den Ökostrom.« Es gebe bereits genug technische Alternativen, ob zum Heizen oder im Verkehrsbereich, sagte Baerbock. Agenturen/nd

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