Jemen - für Kinder die »Hölle auf Erden«

Vereinte Nationen sehen in dem Kriegsland die schlimmste humanitäre Katastrophe weltweit

Alle zehn Minuten stirbt in Jemen ein Kind an den Folgen von vermeidbaren Krankheiten oder an Hunger. Seit Beginn des Krieges zwischen den sogenannten Huthi-Rebellen und den unter anderem von Saudi-Arabien unterstützten Regierungstruppen Anfang 2015 sind dort nach Angaben von UNICEF 2600 Kinder getötet und 4100 Minderjährige verletzt worden. Am Dienstag stellte das UN-Kinderhilfswerk in Berlin einen Bericht zur Lage in dem Land am Golf von Aden vor.

Geert Cappelaere, UNICEF-Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika, sagte, Jemen sei für jedes dort lebende Kind die »Hölle auf Erden«. Weltweit gebe es derzeit keine größere humanitäre Katastrophe. Zwei Drittel der Bevölkerung seien auf Hilfslieferungen angewiesen.

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Sieben Millionen Kinder und Jugendliche in dem Land haben laut UNICEF nicht genug zu essen, rund 400.000 Kinder unter fünf Jahren sind akut vom Hungertod bedroht. Zwei Millionen können keine Schule besuchen.

Deutsche Waffen töten Kinder
Jana Frielinghaus über die Verantwortung der BRD für den Krieg in Jemen

Nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen sind noch funktionsfähig. Mindestens 134 Krankenhäuser wurden angegriffen, Hunderte Schulen zerstört oder zweckentfremdet. 80 Prozent der Krankenschwestern und Ärzte in Jemen können nur überleben, weil sie von Hilfsorganisationen mit dem Nötigsten versorgt werden. Viele hätten seit zwei Jahren keinen Lohn erhalten, sagte Cappelaere. Weil es nicht genug Impfstoff gibt, sterben Kinder an Diphterie, andere werden durch Landminen grausam verstümmelt. Cappelaere betonte zugleich, UNICEF habe große Fortschritte bei der Bekämpfung der Mangelernährung erzielt. 230 000 Kinder seien vor dem Hungertod gerettet worden. Auch die Cholera-Epidemie sei unter Kontrolle gebracht worden.

Georg Graf von Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland, rief die internationale Gemeinschaft zu mehr Engagement für die notleidende Bevölkerung in Jemen auf. Die derzeit in Schweden stattfindenden Friedensverhandlungen seien ein Zeichen der Hoffnung. Die Konfliktparteien müssten so schnell wie möglich zu einer friedlichen Lösung kommen, forderte Wal-dersee. Angriffe auf zivile Einrichtungen müssten umgehend eingestellt werden.

Vom Konflikt in Jemen profitiert auch die deutsche Rüstungsindustrie. Bis heute werden Waffen nach Saudi-Arabien geliefert. Die Golfmonarchie führt im Nachbarland einen Stellvertreterkrieg gegen die Huthi-Milizen, die mutmaßlich von Iran unterstützt werden.

Wie UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock am Montag in New York sagte, werden im kommenden Jahr allein zur Linderung der Not in Jemen vier Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro) benötigt. Eine Geberkonferenz solle am 26. Februar in Genf stattfinden, so Lowcock. Kommentar Seite 10

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