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- Vietnamkrieg-Flüchtlinge in den USA
Ironie der Geschichte
Mit der harten Abschiebepolitik gegen Vietnamkriegsflüchtlinge verlieren die Republikaner endgültig eine der letzten Migrantengruppen, die die Partei noch unterstützten.
Dass die Trump-Administration und das US-Heimatschutzministerium nun Vietnamkrieg-Flüchtlinge – entweder nur die, die ihre Strafen für teilweise schon lange zurückliegende Straftaten längst abgesessen haben, vielleicht sogar noch mehr - abschieben will, ist eine Ironie der Geschichte. Sie waren es, die in Südvietnam die US-Streitkräfte unterstützten oder zumindest nicht in einem kommunistisch regierten Vietnam leben wollten und sich deswegen an die damals aufnahmebereiten Vereinigten Staaten wandten.
Gemeinsam mit vielen anderen asiatischen Migranten in den USA hatten sie sich hochgearbeitet. Mit harter Arbeit und der Fokussierung auf den Bildungserfolg wurden sie zur »model minority«. In den letzten Jahren wurden die »tiger moms« zu einem geflügelten Wort im US-Journalismus und der Populärsoziologie. Das Wort beschreibt die strenge Erziehung, die Leistungskultur und den unbedingten Aufstiegswillen, den viele asiatischstämmige Mütter in den USA ihren Kindern einimpften. Die Community lebte den amerikanischen Traum.
In den letzten Jahrzehnten war die vietnamesische Gemeinde in den USA deswegen, ähnlich wie die der antikommunistischen Exil-Kubaner in Miami, ein solider Unterstützer der Republikaner.
Das hat sich bereits in den letzten Jahren geändert - durch Donald Trump. Daten der National Asian American Survey-Umfrage zeigen: Anders als in den Jahrzehnten zuvor sprach sich eine Mehrheit aus der vietnamesisch-amerikanischen Gemeinde 2016 für die Demokratin Hillary Clinton aus. Doch fast ein Drittel haderte mit ihrer Wahl, war sich unsicher.
Das dürfte sich jetzt ändern. Wenn die gnadenlose Abschiebepolitik von Donald Trump selbst wegen geringfügiger Straftaten Familien auseinanderreißt, dürften nicht nur junge vietnamesischstämmige Amerikaner, die Vietnam nur aus den Geschichten ihrer Eltern oder dem Urlaub kennen, endgültig zu den Demokraten überlaufen, sondern auch ihre Eltern.
Durch Trumps Strategie, die Vorurteile seiner rassistischen weißen Basis zu bedienen, verlieren die Republikaner so eine der letzten Migrantengruppen, die die »Grand Old Party« noch unterstützt. Doch für die Wahlstrategie der Republikaner sind die US-Vietnamesen wahrscheinlich vernachlässigbar: Es gibt nur etwa zwei Millionen von ihnen im Land. Weiße Rassisten gibt es dagegen in Millionenanzahl.
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