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Frohes Fest mit Gleitschuhen
Andreas Fritsche denkt Weihnachten nicht an Jesus
Wenn mir jemand frohe Weihnachten wünscht, denke ich dabei nie an diesen Jesus, der behauptet hat, er sei der Messias. Wenn früher die Weihnachtsgeschichte mit den drei Weisen aus dem Morgenland im Westfernsehen lief, habe ich auf einen Ostkanal umgeschaltet. Da lief dann »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel«. Über Jesus weiß ich natürlich Bescheid. Ich habe aus Wissensdurst die Bibel genauso gelesen wie den Koran und die vier edlen Wahrheiten des Buddhismus. Aber Weihnachten hat für mich keine religiöse Bedeutung. Da geht es mir wie der großen Mehrheit der Ostdeutschen.
Weihnachten ist für mich das Fest, bei dem ich Gleitschuhe bekomme. Ich bin ein kleiner Knirps. Wir leben in einer winzigen Wohnung mit nassen Wänden, das Plumpsklo auf dem Hof. Aber ich kenne es nicht anders und bin überglücklich. Denn der Weihnachtsmann - ein verkleideter Onkel - kommt mit einem großen Sack voller Geschenke, darunter meine ersten Gleitschuhe. Das war mein schönstes Weihnachtsfest. Mitte der 1970er Jahre ist das gewesen.
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Mitte der 1990er Jahre wollte eine Einzelhandelskette die Personalkosten drücken und kündigte einigen Verkäuferinnen eiskalt am 23. Dezember. Es erwischte auch meine Mutter. Von wegen frohe Botschaft. Weihnachten war gelaufen. Ich könnte dafür beten, dass niemand so etwas erleben muss. Aber beten hilft nicht. Darum wünsche ich frohe Weihnachten mit Gleitschuhen - und guten Rutsch.
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