- Politik
- Befristungen
»Hart erkämpfte Arbeitsstandards werden unterlaufen«
Hoher Anteil von befristeten Jobs bei Neueinstellungen / Durchschnitt liegt bei 40 Prozent, im öffentlichen Dienst sind 59 Prozent der Neueinstellungen befristet
Trotz der guten Wirtschaftslage in Deutschland bekommen viele neu eingestellte Beschäftigte lediglich einen befristeten Arbeitsvertrag. Die Medienbranche und der öffentliche Sektor zählen zu den Spitzenreitern bei befristeten Neueinstellungen, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst vorliegt.
Der Befristungsanteil bei Neuanfängern im Jahr 2017 war den Angaben zufolge im Bereich der Rundfunksender sowie bei Film, Fernsehen und Kino mit 98,7 beziehungsweise 96,7 Prozent am höchsten. Aber auch fast drei Viertel der neu eingestellten Erzieher und Lehrer arbeiteten befristet. Im Bereich der öffentlichen Verwaltung waren 59,4 Prozent der neuen Jobs befristet. Zuerst hatte die »Saarbrücker Zeitung« über die Daten berichtet.
Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit lag der Befristungsanteil bei Neueinstellungen in den vergangenen Jahren insgesamt bei mehr als 40 Prozent. Die LINKE fordert, sachgrundlose Befristungen abzuschaffen und Befristungen mit Sachgrund auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Lesen Sie auch: Ausnahme als Regelfall. In Kassel regt sich Protest gegen befristete Jobs im Mittelbau.
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der LINKEN, Sabine Zimmermann, kritisierte, dass damit einst hart erkämpfte Arbeitsstandards unterlaufen und besonders jüngere Menschen verunsichert würden, die eine Familie gründen oder Wohneigentum erwerben wollten. Aber auch Unternehmen müssten ein Interesse daran haben, junge Menschen zu binden, wenn sie über Fachkräftemangel klagen. Zimmermann kritisierte zudem, dass ausgerechnet der staatsnahe Bereich mit schlechtem Beispiel vorangehe, etwa Hochschulen und öffentliche Verwaltung. nd mit Agenturen
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.