Auch Pferde

Von Reinhard Renneberg , Innsbruck

  • Reinhard Renneberg
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die Kuh im Propeller« kennen wohl alle gelernten Ossis. In dem vom unvergesslichen Manfred Krug vorgetragenen Poem geht es um den Versuch des Wächters einer Fliegerschule namens Grigorij Kossonossow, bei den Bauern seines Heimatdorfs Spenden für Flugzeuge zu sammeln. Er argumentiert vor den Bauern für die neue Technik: »Nun, das Flugwesen … es entwickelt sich, Genossen!« Und als er erwähnt, wie einmal eine Kuh in den Propeller gekommen war, fragen seine Bäuerlein ängstlich: »Auch Pferde?« Er darauf: »Auch Pferde.« Was das alles mit Biotechnologie zu tun hat? Nun, inzwischen werden nicht nur Schafe, Hunde oder Kühe geklont, sondern auch Pferde.

Pferderennen sind in meiner langjährigen Wahlheimat Hongkong das einträglichste Geschäft für den Fiskus. 2018 machte der Jockey-Club 234 Milliarden Hongkong-Dollar Umsatz. Da würde schon der Erlös von sechs Renntagen reichen, um meine Super-Uni HKUST zu finanzieren.

Vor 20 Jahren kreierte ein Team um den Schotten Ian Wilmut das Schaf Dolly aus einer entkernten Eizelle und dem Zellkern einer Schafeuter-Zelle. Dieses »somatische Klonen« hat bereits bei zwei Dutzend Tierarten geklappt: von der Maus über Schweine, Rinder und Pferde bis hin zu Dromedaren.

Weltweit gibt es schon 200 bis 300 geklonte Pferde. So ein Klonpferd kostet von 10 000 bis 100 000 Euro. Das erste schuf vor zwölf Jahren Cesare Galli. Der Italiener »verbrauchte« für das Pferd Prometea allerdings 15 bis 20 Embryonen. Tierschützer protestierten.

Das Interessante beim Pferde-Klonen ist, dass Hengste im Reitsport oft schon in jungen Jahren kastriert werden. Haben sie später Erfolg, kann man sie deshalb nicht mehr für die Zucht nutzen. Mit der Klontechnik aber geht das. Der argentinische Erfolgs-Polospieler und Züchter Adolfo Gambiao hat das Klon-Pony Cuartetera vor wenigen Wochen für 800 000 Dollar versteigert. Genspender war das erfolgreiche Polo-Pferd Show Me. Das machte Furore.

Legal? Die Fédération Équestre Internationale, die internationale Dachorganisation des Pferdesports, gestattet inzwischen, auch geklonte Pferde ins Rennen zu schicken.

Bisher gibt es bei den Klonen noch keine Alters-Probleme wie die Arthritis bei Dolly. Die Pferde-Klone sind aber auch alle noch jung. Tierzuchtexperten wie der Münchener Professor Eckard Wolf schätzen, dass etwa 25 Prozent der »guten« Eigenschaften vererbbar sind. Trainingsmethodik, Umwelt und Epigenetik sind ebenfalls wichtig, dann der Jockey, der Trainer und die Tagesform. Man darf nun auf künftige Turniere gespannt sein.

Bisher galt, wie es einmal in der »Zeit« hieß: »Einzigartigkeit ist der Schlüssel zum Ruhm.«

Fortschritt?

Zurück zu Kossonossow: »Die Bauern lächelten sehr finster und gingen langsam auseinander. Geld für ein Flugzeug brachte Genosse K. nicht heim. Sie waren halt ein zu rückständiges Volk …«

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