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Die DFL droht Klage an
Die Fußball-Bundesliga will globaler sein - und wehrt sich gegen internationale Konkurrenz
Der Warnstreik am Frankfurter Flughafen konnte den Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) nicht verhindern. Gewiss, ein paar bekannte Akteure wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München hatten vorsichtshalber gleich ganz auf die Reise ins Tiefgeschoss einer Frankfurter Event-Location verzichtet. Dennoch waren rund 400 Gäste rechtzeitig eingetroffen, und diesmal bekamen sie im Gegensatz zu den vergangenen Jahren vom DFL-Geschäftsführer Christian Seifert keinen aufwühlenden Wachrüttler zu hören. »Das Fußballjahr 2018 war bis in den Sommer hinein kein einfaches«, sagte er. »In der zweiten Jahreshälfte wurde aber deutlich, dass der deutsche Profifußball andere Ambitionen hat, als Mittelmäßigkeit zur neuen Höchstleistung zu erklären.« Es seien neue Chancen geschaffen und ergriffen worden, auf und neben dem Platz.
Der 49-Jährige hielt eine fast schon integrative Rede, sodass selbst der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mal keine Breitseite abbekam, sondern sogar ein Sonderlob dafür einheimste, die EM 2024 an Land gezogen zu haben. Dabei erwähnte Seifert nicht nur DFB-Präsident Reinhard Grindel, sondern auch dessen längst geschassten Vorgänger Wolfgang Niersbach. Nicht jedem aus der Verbandsspitze dürfte dieser Schlenker gefallen haben.
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Eines mochte der DFL-Chef dann aber doch kritisieren: die teils wirren Expansionspläne des Weltverbands FIFA und des europäischen Ablegers UEFA. »Wir beurteilen die möglicherweise weiter ausufernden Wettbewerbsideen sehr kritisch«, klang Seifert das einzige Mal unversöhnlich. Reguläre Spieltermine nationaler Ligen an Wochenenden müssten geschützt bleiben. »Sollte diese rote Linie fallen, werden wir auch juristische Schritte prüfen müssen«, so Seifert, denn die nationalen Ligen seien die Herzkammer des professionellen Fußballs. Es wäre nicht akzeptabel, wenn immer neue, teils fragwürdige Formate das gesamte Sportgefüge im Kern erschüttern würden.
Zudem hat die Bundesliga genug damit zu tun, sich im Verdrängungswettbewerb der verschiedenen nationalen Ligen zu behaupten. Seifert unterstrich, dass auch Premier League (England) und La Liga (Spanien), die NFL (American Football) und weitere US-Sportarten kräftig den deutschen Markt beackern, um Sportfans für sich zu gewinnen. Wenn die Bundesliga die zweitgrößte Liga der Fußballwelt bleiben wolle, müsse sie weltweit sichtbar bleiben. »Wir müssen uns dem globalen und digitalen Wettbewerb stellen - sonst stellt der Wettbewerb uns«, warnte Seifert.
Die DFL will die Aufmerksamkeit mit weiteren neuen Auslandsbüros erhöhen: Zu den bereits eingerichteten Niederlassungen in New York und Singapur sowie einer schon geplanten in Indien kommt in diesem Frühjahr eine weitere Außenstelle in Peking.
Der Erfolg der Bundesliga wird international am ehesten anhand des Abschneidens der fünf in den Europapokalwettbewerben verbliebenen Vertreter gemessen. Als richtungsweisend gelten die deutsch-englischen Duelle im Achtelfinale der Champions League, wenn sich der FC Bayern, Borussia Dortmund und der FC Schalke mit Liverpool, Tottenham und Manchester City messen. Bundestrainer Joachim Löw erwartet dabei Duelle »auf Augenhöhe«. Der 58-Jährige verfolgte die Veranstaltung in Frankfurt anfangs recht lässig auf einer Empore. Später wollte Löw jedoch nicht so ohne Weiteres in die vielen Loblieder einstimmen. Mehr Risiko, mehr Offensive gelte gewiss nicht generell für die Bundesliga. Qualitätssprünge könne er nur bei einem Teil der Klubs erkennen.
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