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Offene Arme und enge Herzen
Nelli Tügel über erneute Tragödien im Mittelmeer
Schon wieder ist es geschehen. 170 Menschen tot oder vermisst. So lautet die Bilanz eines ganz normalen Wochenendes an den EU-Außengrenzen. Und auch wenn der Eindruck erweckt werden soll, es handele sich bei diesen Unglücken um quasi nicht zu verhütende Naturereignisse, so zeigt sich erneut: Sie sind Folgen bewusster Entscheidungen. Entscheidungen der EU, die ihre angeblichen Werte vor sich her trägt. Entscheidungen der Bundesregierung, die von europäischen Lösungen faselt, aber nicht einmal zu Weihnachten bereit war, 49 auf dem Meer umherirrende Menschen aufzunehmen, obwohl sich über 30 Städte dafür ausgesprochen hatten. Entscheidungen der Regierung in Rom, die keinen Hehl daraus macht, Seenotretter und Geflüchtete bekämpfen zu wollen. Entscheidungen auch der sozialdemokratischen Regierung in Madrid, die sich zu Beginn ihrer Amtszeit großzügig zeigte, inzwischen aber auf EU-Kurs eingeschwenkt ist und seit mehr als einer Woche das private Rettungsschiff »Open Arms« am Auslaufen hindert. Die jüngsten Bootsunglücke haben sich dort ereignet, wo sonst auch die »Open Arms« zu Einsätzen unterwegs ist.
Dass am Samstag in Barcelona 2000 Menschen für die Freilassung des Schiffes demonstrierten, erhält gleichzeitig die Hoffnung am Leben: Denn es gibt nicht nur jene engherzigen Politiker in Europa, die die Verantwortung für die unzähligen Toten im Mittelmeer tragen, sondern auch Menschen, die sich mit diesen Zuständen niemals arrangieren werden.
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