»Wozu Abitur ohne Zukunft?«

Mindestens 4500 junge Menschen fordern in Berlin laut: Mehr Klimaschutz

  • Meggy Alvim Faria da Silva
  • Lesedauer: 3 Min.

Schon in der S-Bahn und auf dem Weg zum Berliner Hauptbahnhof sind überall Demonstranten zu sehen, junge Menschen mit Plakaten, die sich gemeinsam auf den Weg machen. Ziel ist das Bundeswirtschaftsministerium. Dort trifft sich an diesem Freitag die Kohlekommission, um über Kosten und Ablauf des Kohle-Ausstiegs zu sprechen. Die Forderung des Schülerprotestes, dem sich mindestens 4500 junge Menschen anschließen, lautet: Mehr Klimaschutz. Die Bewegung »Fridays for Future« hatte dazu aufgerufen. In einem offenen Brief fordert »Fridays for Future« die Kohlekommission dazu auf, ihre »historisch einmalige Möglichkeit« zu nutzen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Sie sind Teil einer weltweiten Bewegung. Bereits am letzten Freitag hatten sich 25.000 Schüler in Deutschland an einem Streik beteiligt.

Auf dem Platz vor dem Bundeswirtschaftsministerium halten Schüler aus Berlin Reden: über die Kohleförderung, ihre Folgen, über »die Welt, in der die Verantwortlichen für ihr Ende schon längst nicht mehr da sind« und darüber, dass sich wenig ändern wird, wenn man nur in der Schule sitzt. Auf Schildern und Plakaten stehen Sprüche wie: »Fehlstunden verkraftet man. Klimawandel eher nicht« oder »Der Klimawandel macht uns schneller fertig, als wir den BER« - untermalt von Zeichnungen, die beispielsweise die schmelzende Erde in einer Eiswaffel zeigen. Ich treffe auch einige Mitschüler und Freunde. Eine meiner Freundinnen antwortet auf die Frage, ob sie glaubt, dass sie hier etwas verändern kann: »Scheiße, Ja«.

Irgendwann werde ich auf zwei kleine Jungen aufmerksam, die mit Kletterausrüstung einen Baum hochsteigen. Sie halten ein Tuch hoch, auf dem etwas steht. Ich will wissen, was es ist und versuche, in die Nähe des Baumes zu kommen. Doch mittlerweile sind so viele Menschen auf dem Platz, dass ich irgendwann aufgebe. Als ich nach einer Stunde aufbreche, werden immer noch Reden gehalten, die Stimmung ist gut, die Leute fangen an zu springen und vor allem werden sie laut. Den Schülern ist an diesem Tag egal, dass sie Unterricht schwänzen. Sie wissen, dass das hier wichtiger ist.

Und sie haben recht: Was in der Kohlekommission beschlossen wird, ist entscheidend. Und eine große Gruppe von Schülern, die so entschlossen ist, hat das Zeug dazu, der Kohlekommission eine Ansage zu machen. Sie haben auch verstanden: Man muss eine Chance, auf die Politik einzuwirken, nutzen. Denn was ist, wenn es die letzte ist? Die jungen Menschen, die am Freitag dabei waren, hatten ein klares Ziel. Und wenn die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) diesen Protest nur »sympathisch« findet, ist das Ziel wohl noch nicht erreicht.

Tausende Schülerinnen und Schüler schwänzten am Freitag den Unterricht und demonstrierten für mehr Klimaschutz. nd-Paktikantin Meggy Alvim Faria da Silva ist 15 Jahre alt. Sie hat sich die Proteste vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin angeschaut.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.